Autor Thema: Regenstimmung  (Gelesen 1050 mal)

Erich Kykal

Regenstimmung
« am: Juni 21, 2020, 12:41:53 »
Es regnet. Welch ein simples Wort, um zu beschreiben,
wie Myriaden Pole aneinander reiben,
ein stilles Weilchen wachsend in der Schwebe bleiben,
um endlich doch dem Sog der Schwerkraft nachzutreiben.

Aus jedem Staubkorn wird ein himmelklarer Tropfen,
der lange fällt, um an mein Fensterlicht zu klopfen.

Es regnet. Aus dem wallend grauen Vorhang bauschen
sich vage Formen durch das unentwegte Rauschen
von dort, wo Nass und Erde ihre Kräfte tauschen,
als gingen Riesen dort, die in die Winde lauschen.

Und jedes Pochen klingt, als ob es oben fehle,
und stillt mir tiefer doch den Wunderdurst der Seele.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

stephanus mall

Re: Regenstimmung
« Antwort #1 am: Juni 22, 2020, 08:00:11 »
Ja, lieber Erich,
besser kann man das vergangene WE
kaum in Worte kleiden um das berühmte
S-Wort aus dem Kopf zu bekommen.
Man muss der Natur eben nur das beste
abgewinnen.
Ein klein wenig stört mich die Schwerkraft,
natürlich sie wirkt, aber wirkt hier vielleicht
ein klein wenig zu technisch in den zarten
Zeilen.
Aber eine viel besse Idee hätte ich auch
nicht, vielleicht:
"... dem Sog der Erden Kraft hinab zu treiben."
Ansonsten sehr schön, das beste aus diesem
S-WE gemacht ;D, sehr gern gelesen.
LG stm

Eleonore

  • Gast
Re: Regenstimmung
« Antwort #2 am: Juni 22, 2020, 09:00:16 »
Hallo Erich,

ich mag das Gedicht auch, sehr.

Jetzt habe ich sogar einen Ohrwurm
von nicht vorhandenen Regengeräuschen.

Bei Temperaturen jenseits des Erträglichen
bin ich in den letzten Jahren fast zu einem Regenfan mutiert -
will heißen,
lieber Regen als 30 Grad + mitten in der Stadt oder in - unklimatisierten Arbeitsräumen,
die eine Temperatur von 27 Grad erreichen. Das ist nicht aushaltbar.

Ich finde jedenfalls durch Dein Gedicht erhält der Regen
so oder so eine Verzauberung,
die an die - durch singende Vögel heranreicht.

lG Eleonore

AlteLyrikerin

Re: Regenstimmung
« Antwort #3 am: Juni 22, 2020, 11:12:39 »
Lieber Erich,


da ist Dir wirklich ein gelungenes Stimmungsbild über den Regen aus der Feder geflossen. Mit dem "Wunderdurst der Seele" rührst Du auch an die Schicht, die einer Naturbetrachtung existentielle Tiefe verleiht. Der Haufenreim ist, wie mir scheint, besonders gut für einen richtig dichten Regenfall geeignet.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Regenstimmung
« Antwort #4 am: Juni 22, 2020, 11:23:56 »
Hi stefanus mall, Eleonore! ( ;) warum immer so lange Nicks? Ist so viel sinnlose Tipperei jedesmal!  ::))

Vielen Dank für das freundliche Echo!  :)

Die erste Strophe fängt bewusst die naturwissenschaftliche (nicht "technische"!) Komponente ein (nicht bloß Gravitation, sondern auch die "Myriaden Pole" negativer Spannung in den Wolken, repräsentiert durch die Tropfen, und deren Entstehung aus winzigen Staubkörnchen), während sich Str. 2 mit der Anregung der Fantasie durch das Regenbild beschäftigt (Wolkenformen, -riesen, Seelennahrung).

Es stimmt, die letzten Jahre waren sommers zu oft zu trocken und zu heiß! Ich spielte schon mit dem Gedanken an eine Klimanalage, und mein Haus steht auf fast 700m Seehöhe!  ::) Auch ich kann dem kühlenden Effekt des Regens viel abgewinnen, genieße aber auch das sich bietende Bild, die Stimmung, und ich mag das Geräusch fallenden Regens. Sicher ist mir Sonne lieber - aber eben nicht allzu viel davon!
Der Natur tut es so gut, gerade weil der Frühling heuer ja auch zu trocken war ...

Ich glaube immer deutlicher ein Schema zu erkennen: Trockener Frühling mit zu bald zu mildem Wetter, dann lange "Regenzeit" in Mai und/oder Juni, dann ein heißer, sehr trockener Sommer, dann ein milder, langer Herbst, und die Winter sind meist auch niederschlagsarm und zu warm. In meiner Kindheit war das noch ganz anders!


Hi AL!

Ich lege das Reimschema nie vorher fest, das ergibt sich aus dem, woran ich beim Schreiben denke, intuitiv. Meistens passt es irgendwie zum Inhalt, aber darüber denke ich nie bewusst nach. Es ergibt sich einfach - etwas in mir scheint zu spüren, wie man etwas am besten lyrisch rüberbringt.

Auch dir vielen Dank für die lieben Worte!  :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: Oktober 30, 2020, 11:01:16 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eleonore

  • Gast
Re: Regenstimmung
« Antwort #5 am: Juni 23, 2020, 08:46:19 »
Hallo Erich,

wie wäre es mich Elo zu nennen bspw.
Eli mag ich nicht, das ist mir zu süß  ;D

Joo , als wir Kinder waren, waren die Wetter noch andere. Das stimmt.
Und das Schema, wie Du es wahrnimmst, zeichnet sich so ab.
Es ist krass und sehr schwer auszuhalten - jedenfalls für mich.

Ich muss mir auch irgendetwas überlegen, um die Hitze aus der Wohnung rauszuhalten.

lG Eleonore

Erich Kykal

Re: Regenstimmung
« Antwort #6 am: Juni 23, 2020, 09:53:04 »
Hi Elo!

Danke, die Abkürzung nehme ich gerne so an. Natürlich weißt du auch, dass Elo in den Achzigern ganz groß war, oder?  ;)

Ich meine natürlich das Electric Light Orchestra, die Spielwiese des genialen Jeff Lynne. Hör mal rein! Meine Lieblingsalben sind "Time" und "Out of the Blue".

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.