Autor Thema: In Memoriam F.M. Dostojewski  (Gelesen 685 mal)

AlteLyrikerin

In Memoriam F.M. Dostojewski
« am: Juni 22, 2020, 11:26:59 »
Wir Kinder Karamasov
können nur ruchlos
oder heilig werden.
Die Entscheidung
steht täglich
auf des Messers Schneide.

Mitten aus Trunk
und Sex und Seide
kann uns das Heilige
zu Boden stürzen -
ohne den Mut
je wieder aufzustehn.

Sieht es auch aus
wie ein besoffnes Spiel,
es braucht nicht viel
vom steilen Grad uns
in das Nichts zu treten
oder ins Rettende zu ziehn.
« Letzte Änderung: Juni 22, 2020, 11:30:26 von AlteLyrikerin »

Erich Kykal

Re: In Memoriam F.M. Dostojewski
« Antwort #1 am: Juni 22, 2020, 11:47:58 »
Hi AL!

2 Reime finde ich immerhin: "Schneide/Seide" und "Spiel/viel".

Ich muss gestehen, ich bin unbeleckt, was den Inhalt dieses Stückes Weltliteratur betrifft, nur die Namen von Buch und Autor sind mir geläufig. Deinen Zeilen entnehme ich, dass es wohl ein "typisches Stückchen Russland" beschreibt.

Was diesen Hang, alles, was man beginnt, im Extrem zu betreiben betrifft, bin ich ja mindestens Gesinnungsrusse!  ;) ;D

Gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: In Memoriam F.M. Dostojewski
« Antwort #2 am: Juni 22, 2020, 14:32:55 »
Lieber Erich,


herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Die Reime habe ich nicht gesucht, sie waren einfach da. Wie Du weißt, experimentiere ich viel, vor allem auch mit modernen Formen der Lyrik. Die spontan sich einstellenden Reime wollte ich weder verwerfen, noch Reime in allen Zeilen erzwingen.
Wichtiger war mir die typischen karamasovschen Charaktere zu zeichnen, so wie ich sie verstehe.
Den Roman "Die Brüder Karamasov" kann ich Dir nur empfehlen. Es gibt dort eine Novelle im Roman eingebettet, über einen Großinquisitor, der Christus einsperrt, der sich erfrecht nochmals auf die Erde zu kommen. Das Gespräch mit Christus darüber, warum die Kirche die Menschheit vor ihm beschützen muss, habe ich schon mit 13 Jahren fasziniert gelesen und seitdem immer wieder einmal.
Gläubigkeit, Nihilismus, Hedonismus kommen u.a. , vertreten durch Hauptcharaktere des Romans ausführlich zu Wort. Die Neigung der Protagonisten zu extremen Lebensentwürfen hat mich schon als Jugendliche fasziniert.


Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.