Vielen, lieben Dank für Eure freundlichen Kommentare.
@Sufnus: Du findest die "umgekehrte Wandlung" eine "theologische Kühnheit". Das sollte sie sein.
Zwar wollte ich die Verse nicht auf diesen Aspekt festlegen, sie sollten mehrdeutig lesbar bleiben. Aber gemeint ist das schon auch. Denn zentral ist mir der Gedanke, das ein auf Erfolg, Zweck, Nutzen festgelegtes Leben eine ungeheure Verarmung und Entfremdung darstellt.
@Eleonore: Verdingen ist ein sehr altes Wort, es stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet, wie Du richtig angegeben hast, sich gegen Bezahlung in einen Dienst begeben. Verdingen ist hier auch nicht wortwörtlich sondern metaphorisch gemeint (und freilich auch dem Reim geschuldet). Während die ökonomische Lebensweise von Tauschäquivalenten bestimmt ist (zwar kein Naturaltausch mehr) erhält der Mondbetrachter scheinbar nichts. Den "Wandel" schauen (die Bedeutung von Wandlungen wahrnehmen zu können) ist der eigentliche "Mehrwert", den ein ökonomischer Blick ins Sein nicht kennt. Hier geht es mir auch ums Spielen und Verschieben von Bedeutungsebenen (Anwendung ökonomischer Begriffe auf Natur bzw. Transzendentes und umgekehrt.)
@Seeräuber-Jenny: Die dritte Strophe soll hier bewusst als harter Kontrapunkt zu den vorausgehenden stehen. Das "Leid", das wir uns "schamlos" (also ohne uns dafür zu schämen) schenken, ist das Leid, das durch eine entartete Ökonomie in die Welt und unter die Menschen kommt. Wir machen Schnäppchen (z.B. bei billigem Kaffee und Schokolade), während die Kaffeepflücker im Elend leben, und das nehmen wir einfach so an als stünde es uns zu (wir handeln also recht bzw. nach unserem europäischen Recht völlig korrekt). Es geht also nicht nur um den Verlust von Romantik.
Das ist meine Intention hinter den Versen. Aber, wie wir schon oft erfahren haben, schafft der Leser die Verse neu indem er sie in seine Erfahrungswelt hinein nimmt.
Herzliche Grüße und nochmals Danke für Eure Rückmeldungen, AlteLyrikerin.