Autor Thema: Medienmotetten  (Gelesen 2059 mal)

Eisenvorhang

  • Gast
Medienmotetten
« am: Mai 08, 2020, 18:42:40 »
Mir scheint, Covid ist ein Grauwertversuch,
meine Einsamkeit schon vor der Pandemie
zu vertuschen.
Der Löwenzahn wippt im Abendkind
trotzdem weiter hin und her.
Ich werfe meine Tränen in den Wind,
weil Medienmotetten dies sagen,
der Mensch sei von nun an sehr einsam,
und keiner könne es mehr ertragen.

Erich Kykal

Re: Medienmotetten
« Antwort #1 am: Mai 08, 2020, 20:16:43 »
Hi EV!

Der Löwenzahn wippt im Abendkind?


Ich habe mir von den Medien noch nie was sagen lassen ... - aber ich bin ja auch ein Sonderfall.  ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Medienmotetten
« Antwort #2 am: Mai 08, 2020, 21:16:32 »
Hey Erich,

ja, ich betrachte hin und wieder den Abend als Kind, weil die farblichen Facetten, die Stille und die Reinheit dem Wesen eines Kindes ähneln.
Das Tagerwachen und das Tagvergehen sind pure Unschuld.

Das Gedicht ist so gemeint, dass sich das LI verarscht fühlt, weil es in den Medien überall die Meldungen über die vorherrschende Einsamkeit ließt.
Was ist mit Menschen, die bereits vor Corona sehr einsam waren und darunter litten?
Es grenzt an einer Verarsche! An solche denkt keiner!
It's a joke.

vlg

EV

Erich Kykal

Re: Medienmotetten
« Antwort #3 am: Mai 09, 2020, 00:44:40 »
Hi EV!

Ich hätte auf einen Tippfehler geschworen, so abwegig schien - und scheint - mir das Bild von einem Abend als Kind! Für den Morgen, sprich den "jungen Tag", mag es ja noch angehen, aber der Abend, da der Tag schon viel erlebt hat, steht für den nahen Tod, oder zumindest die Reife des Alters. Man spricht ja nicht umsonst von einem "Lebensabend". Deine Sichtweise, das glaube mir, ist wirklich NUR die deine in diesem Fall - ich fürchte, kein anderer Leser wird ohne die Erklärung dieses Bild nachvollziehen können.

Und bezüglich derer, die sich schon vor Corona einsam fühlten, und dass keiner an die denkt:

Ehrlich gesagt - ich auch nicht. Vorher nicht und jetzt nicht. Jeder ist für sein Leben und Lebensglück selbst verantwortlich. Zumeist ist es eine Frage der Einstellung, ob man sich überhaupt einsam fühlt. Und sich in einer Welt voller Menschen zu isolieren und dann herumzujammern, dass man ja sooo allein wäre - was soll das!? Wer unter Menschen sein will, braucht nur aus dem Haus zu gehen und jemanden anzuquatschen, grob gesprochen.
Ich denke, der Kern der Problematik liegt nicht an der Empathielosigkeit der anderen, sondern an der Selbstsicht jener, die sich alleingelassen fühlen: Sie könnten jederzeit Eigeninitiative ergreifen und dies ändern, aber sie sind so gehemmt, verängstigt oder unsicher, dass sie immer nur darauf warten, dass andere etwas für sie ändern. Das Leben ist etwas, das ihnen zustößt. Nichts, das sie als Chance begreifen, sondern bloß als mögliche Bedrohung.

Ich war auch mal so als gemobbter und praktisch psychisch niedergetrampelter Teenager: Gehemmt und unsicher, voller Selbstzweifel und Angst. Meine Rettung war, dass ich mich bewusst ins Leben warf, als ich dessen bedurfte, und dann gleich voll ins Eingemachte: Ich wurde Rocker! Wer in dieser Szene wie ein Opfer auftritt, der wird auch eins früher oder später. Das hat mich viel über das Leben und mich selbst gelehrt, und dass man es selbst anpacken muss, wenn man etwas ändern will. Die Welt wartet auf keinen, und die meisten, die einsam sind, sind selbst dran schuld, und ihr Selbstmitleid wird sie nicht retten - bloß eine Änderung ihrer Attitüde. So gut wie jeder hat es selbst in der Hand, sich und sein Leben zu gestalten. Da bin ich sicher.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Martin Römer

  • Gast
Re: Medienmotetten
« Antwort #4 am: Mai 09, 2020, 03:12:56 »
Na na na, muss ich da aber grummeln.
Zugleich mit liebem Dank, denn mit der Einordnung deines groben Beitrags habe ich ja jetzt wieder eine halbe Stunde Kurzweil in meinem schwarzen Dasein.

Zuvörderst - ich war angetan von der Aufmerksamkeit, dass manche auch vor Corona arm dran gewesen sind.
Aber du hast keinen Ton von mir vernommen, weil mich dieses Hervorspringen mit Gejammer immer noch mit Furcht erfüllt.

"Jeder ist seines Glückes Schmied" also einmal wieder.
Na ja, über sowas haben andere schon genug gegrinst, mal müde und mal ärgerlich.

Die Welt ist voller Menschen - hier führt dein heute seltsam simples Gemüt auf Bahnen, wo man bei der Gegenargumentation nachdenken muss.
Mit dieser Endzeit habe ich irgendwann den rechten Blick verloren, wo Verfall über die Gleichmacherei hinausgeht und alles ins Unbedeutende und Zeichenlose taucht.
Von Idiotie und Psychopathie bin ich heute nun wirklich genügend gelehrt.

Allgemein glaube ich weiter an sittliches Niveau und kulturelle Prägung.
Bedeutet hierzulande - dass ich zu jenem Durchschnitt aus kindischen Hüllen, wo nach den banalsten Erziehungsdingen die große Freiheit begonnen hat, keine Zuneigung empfinden kann.
Ich gehe fort - drum will ich in der Diktion das Tempus verändern -, ich konnte keine Eigeninitiative ergreifen.
Das geht erstens nicht, wenn man Opfer ist durch gewisse Machenschaften, das geht zweitens nicht, wenn man halb närrisch halb bekleidet aber doch mit einem Pferd durch die kalte Wüste des Abschaums reitet.

Psychisch niedergetrampelt, gehemmt, ängstlich, durchgeknallt.... liest sich fast wie aus den letzten Geistergesängen.....
Also, deinem Loblied auf Selbstentfaltung konnte ich persönlich in Bezug auf Einsamkeit nichts abgewinnen.
Da weitest du es auch noch auf das komplette Leben aus.

Was bedeutet sich ins Leben werfen in meinem Fall?
Auch hier gelüstet es mich nicht nach lauten Tönen, ich spreche nur nüchtern zum Thema.
Sich mit Mord und Totschlag hanebüchen um die Welt zu bringen, lässt einen davor keine Nacht in Frieden schlafen.

Nachdem ich jetzt das halbe Leben mit Perversen und im Elend verbracht habe, gibt es kein ander Ding -
die bösen Kranken verschiedener Couleur müssen weg und ich muss ziemlich kriminell ins Ungewisse.
Da hätte ich das Recht, deinen Beitrag als einen Schlag ins Gesicht zu werten.

Ich bleibe aber weiterhin höflich, weil der Rocker und ähnliches eine zu krasse und sinnlose Wesensveränderung ist.
Der Kern bleibt der Kern - was ich mir für das Außen zulege, mag die Zeit zeigen....

Glaube mir, dass ich noch höflich geblieben bin.
Wenn ich über meine Kummerzeiten nachdenke, was holde Weltfremdheit, Weltkatastrophen, Exzesszustände von dunklen Dingen anbelangt, kommt dein Beitrag schon fast einem närrischen Unfug gleich.

Nehmen wir an - weiterhin unangenehm, dieses Fleisch aufzubereiten -, ich falle in diesem letzten Kampf, also am wahrscheinlichsten durch Selbstmord bei der Aussicht von vielen Jahren Psychiatrie.
Nach diesem närrischen Leben von Jammer- und Perversionsräuschen.
Und sind die großen Psyche-Schweine nicht entfernt, werden sie wohl noch die vielen Abartigkeiten für gewisse Zeit über das Grab auskippen in ihrem hemmungslosen Wahnsinn.
Das alles ist völlig f-f-f--f-f--f-f-f-f-f--f-f-f-f-f.

Wie das Ganze jetzt auch enden mag, diese Kunde heute war zu niveaulos, um ein Geistlein zu rufen.
Und natürlich gibt es Beispiele wie Sand am Meer, mit welchen sich dein Glücksjubel ad absurdum führen ließe
und wahrscheinlich noch ansehnlichere Beispiele für Getroffene als meine Person.

Nachtgrüße
M.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Medienmotetten
« Antwort #5 am: Mai 09, 2020, 07:24:58 »
Ja, Erich, da hast du recht. Vielleicht spielt es weniger auf die Gründe der Einsamkeit vor dem Leben an, sondern auf den Kontrast zwischen vorher und nachher. Auch badet nicht jeder in Selbstmitleid oder tut nichts dafür, diese Sichtweise ist sehr zweidimensioniert. Du weißt nie welche und wie viele Heldenreisen jemand hinter sich hat, aus dem Kreislauf der Ausgetoßenheit herauszufinden. Die Sache ist, welche Umstände aus Sicht der Psychologen zur Einsamkeit aufriefen: 15km freie Bewegungszone außerhalb der Wohnung mit maximal einem Familienmitglied.
Und dazu die Nachrichten... Dadurch stiege die Selbstmordrate, ist für mich simple Verarsche und Geldmacherei und grenzt an Erniedrigung für jene, die ein hartes Schicksal zu tragen haben, durch welche Umstände auch immer. Genaugenommen sehe ich hier sogar einen Nerv der Zeit, ein gut geschriebenes Buch über das Thema, würde sicherlich mal ordentlich durchrütteln.

Was das Bild des Tages betrifft, ich glaube nicht, dass der Morgen und der Abend wie der Mensch ein Verfallsdatum haben, außer die Sonne verliert gänzlich ihr Leben, was ja irgendwann passieren wird.
Vom chronologischen Ablauf her, was die Geschehnisse betrifft, stimmt...
Ich werde mir Kritik annehmen und die Stelle verändern. Man könnte Abendkind auch teilen und so verwenden, dass dadurch klar würde, dass das LI ein Kind ist, welches in der Ehrfurcht des Abend niederkniet. Mal sehen. Mir fällt schon was ein.

Martin, mein simples Gemüt versteht deinen Text leider auch nicht.
Falls ich dich angegriffen haben sollte, mit was auch immer, was sich mir entzieht, tut es mir leid. Mehr weiß ich dazu im Moment nicht zu sagen.

In dem Sinne, einen schönen Tag euch zwei.
« Letzte Änderung: Mai 09, 2020, 07:58:05 von Eisenvorhang »

Erich Kykal

Re: Medienmotetten
« Antwort #6 am: Mai 09, 2020, 12:18:52 »
Hi Martin!

Interessant, dass du Anwürfe dahingehend schreibst, ich hätte dich persönlich mit diesem Beitrag ansprechen wollen, der nicht in einem deiner Fäden steht und in dem du auch noch gar nicht kommentiert hattest ... - ich kann dir versichern, dass ich beim Schreiben obiger Zeilen an niemandem in Speziellen dachte, und schon gar nicht an dich.

Aber was immer du auf dich beziehen willst, ich bleibe dabei: Wenn dein Leben eine Hölle ist, dann jene, die du selbst dir geschaffen hast. Warum glaubst du finden Menschen, denen es noch viel mieser geht als dir, dennoch Freude am Dasein und nicht in jeder Suppe ein Haar? Warum können sie lieben und verzeihen und ein grimmiges Geschick akzeptieren, ohne alles in Flammen aufgehen lassen zu wollen?

Es ist immer unsere eigene Einstellung und innere Begrenzung, unsere eigene Perspektive, welche unser Sein letztlich definieren und entweder zu einem erfüllten Leben machen, und das trotz widerer äußerer Einflüsse, oder uns in Depression und Schuldzuweisungen ersaufen lassen, mit Groll im Herzen auf die ganze Welt.
Ein schönes Beispiel ist der perfekte Sportler, der nach einem Unfall gelähmt ist und sein Leben wegwerfen will, weil er sich einfach nicht vorstellen kann, ohne seine Physis Erfüllung und Glück finden zu können. Manche kommem nie darüber hinaus, hadern ewig mit ihren "grausamen Schicksal", geben äußeren Einflüssen die Schuld am Geschehenen und begehen Selbstmord, weil sie keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen. Aber viele andere treten irgendwann neben sich, wechseln die Perspektive und entdecken, dass Bewegung des Leibes nicht alles ist in diesem Universum, und man sich über vieles mehr als sportliche Erfolge definieren kann. Dass man auch außerhalb dessen, was man als allumfassend glaubte, Wahrheit, Trost und Erfüllung finden kann - einfach nur, weil man sich selbst verlässt und neu findet.

Mir gelang dies: aus dem leidenden - und selbstbemitleidenden - gemobbten sauertöpfischen und suizidalen Jungen, der Angst hatte, auf die Strasse zu gehen, weil er fürchtete, jenen zu begegnen, die ihn verachteten, wurde ein Mensch, der über den Meinungen anderer stehen konnte und sich über das definierte, was er im Spiegel fand, nicht über das, was er in anderer Augen zu sehen fürchtete. Ich machte mich unabhängig von den Gefühlen anderer, bestimmte mich selbst, erforschte mich selbst, auch die Abgründe, und lernte sie zu umarmen. Ich fand ein anderes Leben - und ein besseres.
Hätte ich in meinen jugendlichen Hass- und Rachefantasien verbleiben sollen, mein ganzes Leben vergiften mit negativen Gedanken an all die Ungerechtigkeit, die mir widerfuhr - zumindest aus meiner Sicht? Hätte ich endlose Jahre brüten sollen über die Taten unreifer Teenager, den eigenen und jener, die kaum erkannten, was sie mir antaten?

Nein, ich erkannte, dass es hauptsächlich mein eigener abgehobener Stolz, meine soziale Unfähigkeit waren, die mich überhaupt erst in diese Lage gebracht hatten! Ich begab mich in eine Abwärtsspirale, dabei wäre es - nachträglich betrachtet - so einfach gewesen, sie zu verlassen, aber borniertes Beharren auf anderer Schuld und die damalige Unfähigkeit zu ehrlicher Selbstreflektion und objektiver Betrachtung der eigenen Lage verhinderten das dazu nötige innere Reifen über lange Zeit.
Erst als ich die Schule hinter mir hatte und Distanz fand, fielen die emotionalisierten Barrikaden, und ich erkannte, wie unnötig all das Leiden gewesen war. Ich zog die Lehren daraus und erlaubte mir nie wieder, mich von anderen definieren zu lassen - und auch mich (und das ist das Allerwichtigste) immer wieder selbst zu hinterfragen: Sehe ich noch objektiv oder schon durch eine "Brille", die mir den Blick auf die eigenen inneren Verscherungen verstellt? Wann ist es Zeit, mich wieder zu verlassen und neu aufzustellen?
Wann beginne ich wieder, mich selbst zu wichtig zu nehmen?

Denn nicht die Welt wird sich ändern, sondern ich kann nur Zufriedenheit finden, wenn es mir gelingt, die Welt anders sehen zu lernen. Einfache Wahrheit - schwieriger Weg.

Was immer du daraus machst, was du hier liest, ist mir egal und geht mich auch nichts an. Es ist nicht MEIN Leben. Aber bitte konstruiere keine Anwürfe, man hätte dich persönlich attackieren wollen. Derlei liegt mir fern - ich hab schon mit meinem eigenen Leben genug zu tun!  ;) ::)



Hi EV!

Nochmal - für mich ist diese Krise im Grunde der Normalzustand meiner Existenz: Kaum Sozialkontakte, isoliertes Eremitentum - aber ich habe das natürlich freiwillig gewählt und komme damit gut zurecht, ja, ich ertrüge es mittlerweile auch gar nicht mehr anders über längere Zeiträume. Ich war nie gut im Menschenspiel, zu viele unbekannte Parameter, zu viele Unsicherheiten - ich mag mein Leben übersichtlich und sauber aufgeräumt. Nenn es eine Schwäche - und das ist es natürlich auch, aber ich ertrage das zwischenmenschliche Hickhack eben nur in homöopatischen Dosierungen. Was ich beruflich mit Kindern und Kollegen erlebe, reicht mir bis Oberkante Unterlippe, was soziale Interaktion anbelangt.

Für mich ist schwer vorstellbar, wie jemand leiden muss, der bis ins Mark gewohnt ist, ständig von Leibern und Bedürfnissen anderer umgeben zu sein, ja, der sich nachgerade darin suhlt und bettet! Für mich ein schauderhafter Gedanke. Von daher bin ich sicher der Falsche, wenn es um Empathie für jene geht, die nach nur 2 Monaten "social distancing" schon so "leiden", dass sie jammern und stöhnen müssen. Da denke ich mir eher: Was für Weicheier!

Dass diese Weicheier keinen Sinn fürs Alleinesein haben, bzw. dann auch keine Gedanken an jene vergeuden, die immer schon einsam waren, ist klar - die meisten Menschen haben genug mit sich selbst zu tun, und ich bin da keine Ausnahme.
Was mich ein wenig stört ist der lyrische Aufwand, den du für jene "Einsamen" betreibst, die - wie ich in dem Beitrag, der Martin so aufregte, zu erklären versuchte, ihre Isolation meist selbst verschulden, weil sie lieber bleiben, wer sie sind, unfähig, die festgefahrene Perspektive und Lebens- wie Leidenswelt zu verlassen, als die (eigen)Initiative zu ergreifen und sich selbst neu zu erfinden, auf einer Warte, von der aus sich die gleiche Welt wie die eigene Person anders wahrnehmen ließen.

Die meisten wagen nicht mal den Versuch - es scheint einfacher, der Welt die Schuld zu geben für die eigene Lage, als die Lage selbst anders betrachten zu lernen.


Okay, das ist meine eigene Meinung. Natürlich ist mir klar, dass es Menschen gibt, die von derart harten Schlägen getroffen werden, dass sie einfach keine Chance haben, wieder aufzustehen. Jenen gilt mein uneingeschränktes Mitgefühl, so weit ich dazu in der Lage bin. Aber die meisten, die dauernd zetern und jammern über ihr ach so grausames Schicksal, könnten dem leicht abhelfen, wenn sie die Kraft und den Mut fänden, statt der Welt einfach die Perspektive zu wechseln, statt der Welt sich selbst neu zu definieren. Fehlt es an geistiger Durchdringung und Analysefähigkeit, oder an Willen und Fantasie?


LG, eKy
« Letzte Änderung: Mai 09, 2020, 12:26:30 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Medienmotetten
« Antwort #7 am: Mai 09, 2020, 12:46:07 »
Von daher bin ich sicher der Falsche, wenn es um Empathie für jene geht, die nach nur 2 Monaten "social distancing" schon so "leiden", dass sie jammern und stöhnen müssen. Da denke ich mir eher: Was für Weicheier!



Das LI des Gedichtes könntest du mit dem zitierten Satz sein. Es fühlt sich von der Einsamkeit der Coronaeinsamen verarscht, vielleicht liest du es dir nochmal durch. Das Gedicht ist also nicht FÜR die "Betroffenen" der Corona-Einsamkeit, sondern dagegen und empfindet das als "a bad joke" und schreibt sich eigentlich aus der Sicht von Menschen, wie wir es sind. Jene, die freiwillig das Feld geräumt haben und sich selbst genügen. Davon ab: kannte ich einige, die über Jahre versucht haben Anschluss zu finden, und permanent und richtig hart auf die Fresse flogen, nie aufgaben, aber trotzdem noch alleine sind und darunter leiden.

Den Sachverhalt, den du im ersten Teil beschreibt, trifft auf mich auch zu: Ich habe von den gesellschaftlichen Irrsinn gestrichen die Nase voll.
Und betrachte es wie aus der Vogelperspektive, das rege Spiel des Menschen, die Intrigen, die Lügen, der Betrug, die Berechenbarkeit aller Vorgänge im sozialen System.
Das bisschen Sex und Nähe, für was? All der Aufwand und die Konfliktanfälligkeit für ein bisschen Bettspaß? Ist es mir nicht mehr wert.
Viele gehen Partnerschaften ein, weil sie Angst haben allein zu sein. Bekommen Kinder, um das Leben im Alter abzusichern.
Wie viel Prozent der Kinder stehen denn den eigenen Eltern im Alter noch bei? Wie will man denn überhaupt Kinder in der heutigen Zeit adäquat psychologisch und wirtschaftlich versorgen?
Für mich scheint das unmöglich ein psychisch gesundes Kind heranzuziehen.

Ja, ich behaupte entgegengesetzt jeder psychologischen Einstellung: Eigentlich ist der Mensch kein soziales Wesen. Er handelt zum Selbstvorteil im Bezug auf das eigene Überleben, immer inmitten des Ringens um Anerkennung und Beifall. Selbst die vermeintlichen Selbstlosen, geben oft nur des Gebens wegen, um dafür etwas zu erhalten.
Woanders würde man mich für solche Sätze verprügeln. 
Das Positive eines solchen Eremitenlebens ist die Freiheit, die Ordnung, die Unschuld, die Mündigkeit und für mich ganz wichtig: Die Stille und der Frieden und das ich mich dem Schreiben hingeben darf. Die Natur liebe ich auch, jedenfalls solange ich noch gesund bin und das kann.

vlg

EV

Erich Kykal

Re: Medienmotetten
« Antwort #8 am: Mai 09, 2020, 12:59:02 »
Hi EV!

Der Mensch IST ein soziales Wesen - die Verscherung beginnt dort, wo man definieren soll, was "sozial" bedeutet.  ;)

Dass ich den Bezug zu deinem obigen Werk offensichtlich verloren habe, ist den vielen Inhalten geschuldet, die ich in diesem Faden schon beschrieb - darüber habe ich wohl den Faden verloren. Meine aufrichtige Zerknirschung!

Ansonten pflichte ich deiner Lebenseinstellung bei. Je älter ich werde, desto leichter fällt es mir auch.
Es stimmt schon: Wäre der Fortpflanzungstrieb weniger triebhaft, wir könnten uns jede Menge Leid ersparen!  ;D 8) ::)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Medienmotetten
« Antwort #9 am: Mai 09, 2020, 16:13:15 »
Hi EV, bißchen was zum Aufmuntern?
Die Motetten von Bach find ich flach,
wärnse steiler, wär's viel geiler.
Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Medienmotetten
« Antwort #10 am: Mai 09, 2020, 17:13:19 »
Hi EV, bißchen was zum Aufmuntern?
Die Motetten von Bach find ich flach,
wärnse steiler, wär's viel geiler.
Gruß vom Hans

 ;D Das ist sehr lieb von dir, danke!

Seeräuber-Jenny

Re: Medienmotetten
« Antwort #11 am: Juni 09, 2020, 13:48:40 »
Den Beitrag von Martin Römer habe ich gelöscht.

Martin, was du geschrieben hast war unangemessen. Du weißt schon, was ich meine.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 10, 2020, 00:21:46 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Martin Römer

  • Gast
Re: Medienmotetten
« Antwort #12 am: Juni 10, 2020, 04:49:29 »

Du wirst mir, fürchte ich, noch oft den Schnabel stopfen:
den Mann von See erklammert nur sein Herzensklopfen!
Zur Stunde sind wir mehr in Wallung als gelähmt.
Zum Glück bin ich nun darob nimmermehr verschämt.

Die neue Wallung --- will ich einstens nicht bedauern.
Die Wiese machten frische Adler würdevoll,
von keinem Lärm gestört und Spähern hinter Mauern.
Ich sags ja nur! Und sehe keinen Grund zum Groll.


Damit die Verse nicht so nackt dastehen:
ja, seltsamer Wind ging umher die letzten Tage.

Statt Klagerei und Sülzerei mache ich mir andere Gedanken:
Erichs Kunde über selbstgemachte Höllen trifft tief, wenn man hold und idiotisch geprägt ist.

Hätte ich mit meiner Anmut nicht Schindluder getrieben, wo wäre ich gelandet?
Denkt man den Weg des Unglücks zu Ende, könnte es gar mehr Möglichkeiten geben.
Ich träume immer noch vom unberührten Weibe....
Seltsame Bahnen kann das Leben nehmen.

Hach, da wurde ich schon wieder provoziert! Dass es auch die andere Seite gibt.
Zumindest geistig bemerke ich eine gewisse Nonchalance darüber, fast schon zwangsläufig -
also kein Grund zur "Besorgnis".
Lady Anneliese hat gern mal zu christlichen Feststunden die Lager-Berichte hochgehievt..... ;D


Werte Morgengrüße
M.

Seeräuber-Jenny

Re: Medienmotetten
« Antwort #13 am: Juni 10, 2020, 15:11:55 »
Wir wollen nicht von fremden Foren babbeln.
Die Wiese bleibe weiter schön und rein.
Kein Ort, um misogyn daher zu sabbeln.
Das dürfte auch in Cypis Sinne sein.

Mahnenden Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 10, 2020, 19:38:35 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz