Hi gum und eKy!
Es handelt sich in der Tat um Klapphornverse, die, wie eKy richtig bemerkte, i. d. R. mit "zwei Knaben" beginnen und die Form des Vierzeilers als (mehr oder weniger regelmäßiger) vierhebiger Jambus mit Paarreimen (aabb) aufweisen. Sowohl das Metrum als auch die Reime dürfen dabei gerne auch etwas wackelig sein und im Inhalt sollte sich idealerweise Banales mit Surrealem treffen, ganz so, wie es das Original vorgegeben hat, in dem auch das Klapphorn vorkam, das diesem Vers seinen Namen geliehen hat:
Zwei Knaben gingen durch das Korn,
der andere blies das Klappenhorn,
er konnt’ es zwar nicht ordentlich blasen,
doch blies er’s wenigstens einigermaßen.
Dieses schräge Gedicht stammt aus dem Jahr 1878 von einem Notar (und späteren Bürgermeister) namens Friedrich Daniel. Dieser gute Mann hat die ungeschickt formulierten Zeilen angeblich keineswegs humoristisch gemeint (man mag es kaum glauben), sondern als Beschreibung einer idyllischen Szene an eine Literaturzeitschrift geschickt.
Dort lag die Redaktion vor Lachen auf dem Boden und veröffentlichte das Gedicht als Nonsens-Lyrik, woraufhin landauf, landab das Klapphornfieber seinen Lauf nahm und unzählige Nachahmer die Vorlage aufgriffen. Soweit die Überlieferung.
Ob dieser Friedrich Daniel wirklich so verblendet war, seine Zeilen als "ernsthafte" Lyrik zu begreifen, scheint mir insofern zweifelhaft, als die Zeitschrift, an die dieser Ur-Klapphornvers geschickt wurde, nämlich die "Fliegenden Blätter", bekanntermaßen auf humoristische Lyrik spezialisiert war. Vielleicht hat der Autor es ja doch lustig gemeint...
eKy hat schon sehr schöne, bekannte Klassiker aufgeführt und einige wunderbare aus eigener Feder (aber der erste ist echt schlimm!
).
Ein bekannter Klapphornvers, den ich noch sehr mag, lautet:
Zwei Knaben liefen durch das Korn,
zwei Feger waren sie des Schorn,
der eine konnt nur mäßig fegen,
der andre fog brillant hingegen.
LG!
S.
P.S.:
Was mich übrigens in hohes (und bewunderndes!) Erstaunen versetzt hat, lieber gum, war dass Du in meinem Beitrag, durchaus metaphysisch, erotische Schwingungen herausgelesen hast... eigentlich bin ich der Meinung, dass meine drei harmlosen Verslein das keineswegs hergeben, aber in der Tat hatte ich zusammen mit diesen drei noch einen vierten Klapphornvers geschrieben, bei dem Dein Verdikt wohl zutrifft... nur erschien mir der zu den anderen drei nicht passend... irgendwie sowieso unpassend... und fiel daher der Selbstzensur zum Opfer... Du musst das mit einer Art siebtem Sinn herausgespürt haben... Hier also noch das Zensuropfer... Pennälerhumor, ich gestehe es... :
Zwei Knaben stehn im Musenhain
und fühlen sich dort sehr allein,
denn keine Muse lässt sich blicken:
wie soll man da die Muse finden?