Autor Thema: Iphigenie im Taunus  (Gelesen 540 mal)

hans beislschmidt

Iphigenie im Taunus
« am: April 27, 2020, 14:11:45 »


Wenn Zweifel dir in dunkler Nacht beföhlen,
gewönne nicht daselbst die böse Tat?
Der Götter Lanze traun fürwahr zu ölen
und es entböte sich kein kluger Rat ...

Wenn noch der Augenblick versteinert stünde
und böge sich zur Zukunft schleichend hin,
der Ruch des Lasters sich darob verkünde,
verlöre sich und schliffe seinen Sinn.

Wenn noch das leidig Schicksal derart spönne
und Gordiossens Knoten längst geplatzt,
die saure Milch des Samens schon gerönne,
so läge der Tribut alsbald zerkratzt.

Wenn Kälte kröche aus dem Morgengrauen
und brächte bang der Taler Leere,
erschräke ich vorm Tag verdauen
und dächte lange an verwunschene Hetäre.

Alternativ zu V4

Ich drösche nie auf ihre Schlangengröße,
verschlösse Blick der Götter strafend Suff,
denn stets gewänne ihre reife Blöße.
Ich stünde lange noch vor ihrem Puff.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)