Lieber Hans,
ganz lieben Dank für die kritischen Anmerkungen - da hast Du einen interessanten Punkt aufgetan!
Deine wirklich sehr detaillierte und konstruktive Beschäftigung mit meinen Zeilen ehrt mich sehr!
Ich denke auch, dass Enjambements ein Element in der Lyrik sind, das man nicht einfach nach Gutdünken und unreflektiert gebrauchen sollte. Dieses Mittel hat eine ziemlich starke Wirkung auf die Gedichtstruktur und sollte keineswegs rein Reimgeschuldet verwendet werden. Im Fall dieses Gedichts ist das Enjambement zumindest gefährlich nahe am reimgeschuldeten Gebrauch. Mir kam es so vor, dass die sehr starke Betonung, die dadurch auf das Wörtchen "kann" gelegt wird, ein bisschen Dynamik in die Zeilen bringt, deshalb hab ich mir das hier erlaubt... aber es ist ein debattierbarer Fall.
Wenn ich Gedichte laut vortrage, lese ich übrigens meistens ziemlich stark über Zeilenenden (und Strophengrenzen) hinweg, so dass dieser harte Umbruch beim Vorlesen (von mir
) nicht so stark auffallen würde wie im Schriftbild.
Zu Deiner Deutung: Finde ich ganz prima! Vor allem Dein Hinweis auf die Pik-Ass-Karte als Todessymbol hat mich gefreut. Insgesamt ist das Gedicht m. E. tatsächlich eher düster - ich würde aber für mich trotzdem aus ein paar Formulierungen noch Reste von Hoffnung herauslesen wollen - aber das ist natürlich keine bindende interpretatorische Vorgabe. Ich glaube nicht, dass ein Autor bei der Deutung seiner Schreibe besondere Vorrechte besitzen sollte. Man kann dem, was der als Interpretation verzapft, vorsichtige Beachtung schenken, sollte es aber auch nicht zu ernst nehmen.
LG!
S.