Autor Thema: Marnie und andere unheilvolle Mädchen  (Gelesen 861 mal)

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Marnie und andere unheilvolle Mädchen
« am: M?RZ 07, 2020, 05:54:18 »
Man hat fürwahr den Psychopathen nun verdrängt
und geht mit körnerlosen Tagen ins Verderben.
Das letzte tugendsame Dreckschwein ist erhängt…..
Ein ordinärer Kranker ist genug des Herben.

Die Wiesenkönigin mit ihrem Silberglanz!
Ich weiß anheut: die Dunkelheit gehört zum Reigen.
Sie sah das Schlimme lieber als den Mummenschanz
und hatte kein Gelüsten zum Herniedersteigen.

Ein Schwergestörter ist ein Schicksal ohne Netz.
Was rührt mich diese Narretei mit dem Gewitter?
Erlauscht die Rede, denn sie ist anheut Gesetz.       
Ich werde wie so viele nun zum schmucken Ritter.

Die doppelte Person kommt merklich nicht von hier.
Mit einem Säbelhieb umarmen sich die beiden.
Nur äußerst selten ist die Weisheit keine Zier
und hier verweist sie jahrelanges Schauderleiden.

Ein Geistlein summt: dein Jubel in die Finsternis
entblühte nicht dem Blick zu namenloser Schande.
Du deckst als Herrlicher das Maß, das ist gewiss.   
Willkommen nun im schattenlosen Wüstenlande.




***


ps.: wer ist geistlein?

Und es gab auch Dunkelheiten auf ihrem Weg.......


***

Die Fürstin aus Glencairn......

Ein zur Wirklichkeit gewordener Albtraum – gleichviel wo auf unserem Planeten.
Ich mag gar nicht daran denken, wieviel tausendfach täglich das Schicksal in dieser Form zuschlägt.
Verharmlosung nützt überhaupt nichts.

Die Magd aus Offenbach.......

Jaaaaahahahaa?
Professor Armstrong mein Name!
Schäääääären Sie sich zum Tääääufel!

.........die feinen Unterschiede......


« Letzte Änderung: M?RZ 10, 2020, 21:29:22 von Martin Römer »

Sufnus

Re: Marnie und andere unheilvolle Mädchen
« Antwort #1 am: M?RZ 10, 2020, 12:08:27 »
Lieber Martin,
ich komme leider mit dem Kommentieren Deiner Werke nicht so ganz hinterher - das bitte ich mir nachzusehen! Nicht nur bist Du derzeit überaus schöpferisch, es fordert (und belohnt!) auch jedes Deiner Gedichte geduldiges vielmaliges Lesen, so dass ich Anmerkungen nicht so rasch aus dem Ärmel schütteln kann. :)
Was ich hier einmal einflechten möchte, ist meine Bewunderung dafür, dass Du in Deinen Versen in Metrum, Reim, Klang und Sprachfluss eine Ebenmäßigkeit und Präzision erreichst, wie sonst allenfalls unser eKy. In dieser Hinsicht seid Ihr die beiden unangefochtenen Klassiker der Lyrikwiese! :)
Und gleichzeitig könnten eKys und Deine Gedichte kaum verschiedener sein - in eKys Versen formt und feilt eine strenge Verstandeslogik am Sprachmaterial und zwingt dieses zur völligen Eindeutigkeit der Aussage (fast möchte ich mathematisch von Eineindeutigkeit reden: Ausdruck und Bedeutung lassen sich jeweils eindeutig auf einander abbilden), hingegen gestehst Du, lieber Martin, dem Sprechen gewissermaßen eine Autonomie zu, die Sprache ist offen gegenüber vielerlei Lesarten und ist somit weit mehr als das Abbild einer subjektiven Wirklichkeit. Es ist vor dem Hintergrund dieses Unterschieds ungeheuer anregend, Eure Gedichte im Wechsel zu lesen! :) Und unnötig zu betonen, dass ich hier keinen dieser konzeptionell so verschiedenen Zugänge zur Wirklichkeit auf Kosten des anderen herausstellen möchte! :)
Ansonsten zwei Anmerkungen, um einmal die Präzision Deiner Sprache zu beleuchten. Ich bin an zwei kleinen Stellen kurz gestolpert und dachte erst, ich sei - völlig untypisch für Deine Sprachhandhabung - auf zwei Flüchtigkeitsfehler gestoßen: "... hatte kein Gelüsten... " und "Was schiert mich diese Narretei... ".
Beim ersten Ausdruck schien mir zunächst aufgrund des durch "kein" angezeigten Singulars die Form "Gelüste" stimmiger zu sein als "Gelüsten", bis ich merkte, dass hier nicht etwa der seltene Singular "das Gelüste" Verwendung findet (das Wort wird üblicherweise im Plural gebraucht: "ich habe viele Gelüste"), sondern dass hier "das Gelüsten" als eine Substantivierung des Verbs "gelüsten" benutzt wird. Ebenso kreativ wie korrekt. :)
Im zweiten Fall meinte ich zunächst, es müsse heißen "was schert mich" (im Sinne von: was kümmert mich). Dann ist mir aber aufgegangen, dass wir es hier mit dem selten Verb "schieren" zu tun haben, ein Fachausdruck, der das Durchleuchten von Eiern bezeichnet. Hier wird also das LI vom Gewitterlicht "geschiert", durchleuchtet. Wieder ein völlig korrekter, dabei absolut origineller Sprachgebrauch.
Bewundernde Grüße!  :)
S.

Martin Römer

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Re: Marnie und andere unheilvolle Mädchen
« Antwort #2 am: M?RZ 10, 2020, 21:27:13 »
Werter Kollege,

vielen Dank für die Ausgrabung.
Hatte ich mich nicht neulich gar erwischt beim zärtlichen Eigenlob...?
Mit kristallenen Sentenzen, erhabenem Ton, grausigem Inhalt, weisen Abschlußworten ists ein gelungenes Erzeugnis -
was solls, das Schicksal nahm mir ja schon genügend Selbstkasteiung....

Mag sein, dass hier und da ein paar Verse doppelbödig daherkommen,
aber eigentlich sehe ich keinen zerbrochenen Rahmen.

Man tritt hier schon in einen Raum hinein, wo die Kunst ungenießbar wird.
Gewitter, Hurerei, böse Frauen, Psyche.
Das ist ein ander Ding als eine schöne Mordgeschichte.
Früher hätte man gesagt: "ah so ist das also bei psychischen Krankheiten, wie furchtbar", aber heutigentags.....
Wo der psychisch kranke Rächer im Exzess vorliegt, gehört das unter die Erde gebracht.
Diesen vom Spukding so selig vorgetragenen Eintritt ins Erwachsensein kann man noch anmerken....


Das Gelüsten ist ein altes für sich stehendes Wort. Im andern Falle hast du mich erwischt:
nichts mit Hennen und diesem hanebüchenen Unsinn.
Was schert es mich, dass der psychopathische Rächer wie üblich mit dem Gewitter kommt.
In diesem Kessel - ich sags ja nur! - von hundertfacher Nacht und dem Terrorismus kanns passieren, dass mal ein paar Vokale durcheinandergeworfen werden.
Nicht Flüchtigkeitsfehler, eher etwas wie "im beseelten Rausch falsche Noten spielen"....
Ich hatte ja entgegen deiner Postulation nie den Zugang, wie ein Bildungsbürger zu lesen, ich möchte jubeln und weinen!
"Rührt" ist ohnehin noch feiner.


Verstand und Logik bin ich abgeneigt, aber genauso abgeneigt bin ich dem Wirren und Konfusen.
Noch macht ihr mich nicht giftig, Freunde.
"Entblühte nicht dem Blick zu namenloser Schande....."
Die Vergewaltigung des kranken Weibleins, der herrlich anzusehende Übermut Sean Connerys....
Ich war auch übermütig, aber nicht so abgründig im Impetus. Woooooo sollen die tausend Hintergründe sein?


Erquicklich ist es mit deiner konstanten Hingabe an die Sprachkunst.
Insunders, weil du ja eher aus dem naturwissenschaftlichen Milieu zu kommen scheinst.
Wir sind ja schon eine ziemlich kleine Runde.



Schöne Abendgrüße
M

Sufnus

Re: Marnie und andere unheilvolle Mädchen
« Antwort #3 am: M?RZ 12, 2020, 12:46:26 »
Lieber Martin!
Vielen Dank für Deinen freundlichen Abendgruß! :) Das "rührt" finde ich sehr treffend! Dein Hinweis auf Beseeltheit und Rauschhaftigkeit "falscher" Noten erinnert mich an das Bonmot über den großen Pianisten Alfred Cortot: "Seine falschen Töne sind mir lieber als alle richtigen Töne der anderen." :)
Und gerührt bin ich, ob Deines Lobs meiner Sprachhingabe. Es stimmt wohl, dass ich den Naturwissenschaften gegenüber aufgeschlossen bin, aber meine Liebe liegt im Bereich der Sprache. :)
LG!
S.

Martin Römer

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Re: Marnie und andere unheilvolle Mädchen
« Antwort #4 am: M?RZ 13, 2020, 04:19:05 »
Werter Freund,

hier muss ich aber doch noch mal schreiben in der Faust einer herben Nacht.
Mit einem Charakter, der kaum zu den infamen gezählt werden kann, und einem Spuk, wie er oben anklingt, hat man es nicht leicht.
Ich habe kein Interesse an Heimlichkeiten, nicht unbedingt, weil es kindisch ist, sondern weil es einen selbst madig macht.
Es lässt sich manchem Feuersturm nicht mit weiser Meditation begegnen.
Die vom Schicksal geforderten Dinge sind akzeptiert, ich schaue, wo ich herauskomme....
Und ansonsten bleibe ich wohl in meiner Stille der, der ich bin.

Cortot ist mir höchstens vom Begriff geläufig.
Als Beispiel fiele mir noch Arthur Schnabel ein und da passt es als "der eine unter tausend Langweilern" wirklich gut.
Ich habe den Vergleich gebracht in Hinsicht: wenn mal was auf den Grund sackt und alles auf einmal hervorbricht....
Wahrscheinlich irgendwas im Dialekt mal gehört "das schiert mich nicht du Drecksau".....
Hier in diesen nüchternen Gesängen über reale schauderhafte Begebenheiten sind solche Irrtümer allerdings unangebracht.
Auf der andern Seite liest man von mir nicht das Logische, Sachliche, so von Stein zu Stein Hüpfende: hab Dank für den Rückenwind.

Die gehobene Laberkultur hat uns noch nicht wirklich ergriffen.
So könnte ich noch anmerken, dass auch Lady Anneliese gern von diesem Streifen sprach.
Früher dachte ich, weil es ein Meisterwerk seiner Sprache ist, heut denk ich mir andre Hintergründe.
Hatte man vorher mit den Vögeln noch muntere Endzeitstimmung, hier konkretes menschliches Elend, untypisch für den Egomanen Hitchcock.
Eigentlich ist das ganze Spätwerk von der Kloake des Daseins geprägt - ein Wort gegen die Schönheitssüchtigen....
Wie die einstige Gewalt "immer und immer wieder" in der Seele gärt, das ist ein Abgrund ersten Ranges.
Da sind viele bittere Szenen dabei, das zu erschießende Lieblingspferd war schon oft um mich......
Von einem Feuer auf einem hohen Berg angezogen, muss ich auf dem Weg so vieles ganz einfach schlucken.

Die Vorstellung von der Allmacht der Liebe und Leichtigkeit aller Dinge habe ich schon lange aufgegeben.
Nach hundert Jahren Schrecken kommt die Sonne hervor und Kinder spielen in der Pfütze.
Das Leben ist so schön.


Nun freundliche Morgengrüße
M.