Hi Wolf!
Ich bin nicht so sicher, ob ich den Titel ganz gelungen finde... man erwartet Kinderlyrik.
Getäuschte Erwartungen können aber auch ein nützliches Mittel des Erkenntnisgewinns sein - beim Titel schwanke ich also.
Eindeutig misslungen finde ich jedoch die ersten drei Zeilen - die Frau als Schwarzweißgebäck, das gehört nun wirklich in die Endlagerstätte toxischer Versatzstücke obsoleter Männerphantasien. Pfui!
Sehr im Gegensatz dazu ist das, was dann kommt, wirklich sehr schön.
"Ich sah Euch spät usw." baut einen behutsamen Spannungsbogen auf. In der nächsten Strophe geht's dann zur Sache (dass hier schon wieder ein Anklang der unseligen Heilige-&-Vamp-Dichotomie zu finden ist - geschenkt... es bleibt hier finde ich noch im Rahmen). Und ab dann sind die Gedanken eher hingetupft, ohne sie durch überlange Ausführungen zu entstellen. "Wir: EINE Katastrophe" bringt sogar einen wirklich befreienden Moment der Komik ein - das ist ganz bezaubernd! Und dann Schlusszeilen, die eine gar nicht uncharmante Mischung aus altem Goethe-Ton und Kalauer im Stil der neuen Frankfurter Schule darstellen.
Also ohne die drei ersten Zeilen ist das ein gültiges Liebesgedicht. Mit den drei ersten Zeilen ist es ein köstliches Schokoladensoufflé, das mit einem ordentlichen Klacks Dijonsenf "verfeinert" wurde.
... Herrjeh... ich bin mal wieder ganz schön belehrend... ätzend!!!! Aber es ist wirklich nicht bös gemeint... ich ess halt einfach nur für mein Leben gerne Schokodesserts ohne Senf!
Also... ganz liebe Grüße!
Vom S.