Autor Thema: Fort zu mir  (Gelesen 882 mal)

Agneta

  • Gast
Fort zu mir
« am: September 04, 2019, 09:33:05 »
Fort zu mir

Ich fahr dorthin, wo Meer mich trägt
und Wind mir die Gedanken wägt,
verspült ins weite Watt.

Will mich dort räkeln auf der Bank,
ein paar Minuten, stundenlang,
wo Schweigen Flügel hat.

Die Kiefer wird die Zweige breiten
wie schon so oft in alten Zeiten.
Ich werde still, ganz still.

Und während Böen Wogen treiben,
werd ich nur sitzen, einfach bleiben.
Mich fragen, was ich will.


Erich Kykal

Re: Fort zu mir
« Antwort #1 am: September 04, 2019, 10:49:44 »
Hi Agneta!

Sehr schön und stimmungsvoll!  :)

Bei "wägt" (S1Z2) wurde ich kurz stutzig, denn ich benutze das Wort nur in "abwägen", also einem "vergleichenden Wiegen". Sonst verwende ich sowohl für Wiegen mit Gewichten wie auch für Wiegen von "Wiege", also hin und her schaukeln, die Version mit "ie".

Hier hängt es von deinem Bild ab, was passt: Wen der Wind für dich die Gedanken "(ab-)wägt", vergleicht er sie miteinander. Das ist mehr Geistesleistung, als ich einer atmosphärischen Bewegung zutrauen möchte, selbst einer lyrisch belebten!
Solltest du das Hin- und Herschaukeln deiner Gedanken durch den Wind gemeint haben, wäre "wägen" das falsche Vokabel.

Das eine funzt also für mich als Bild nicht so recht, sebst bei personifiziertem Wind, und das andere ist falsch verwendet.

Letzten Endes tut diese Kleinigkeit  - und es ist ja ein subjektiver Eindruck meinerseits (wer weiß, wozu Meereswinde fähig sind, ich lebe ja im Landesinneren ...  ;)) - der Schönheit des Werkes an sich keinen Abbruch!

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Fort zu mir
« Antwort #2 am: September 04, 2019, 11:31:04 »
Liebe Agneta,
ich hoffe, Du hast einen ganz schönen Urlaub vor Dir! Diese Zeilen hier klingen jedenfalls schon einmal sehr vielversprechend! :)

"wo Meer mich trägt" klingt für mich durch die Artikel-lose Verkürzung etwas verstümmelt. Bei "will mich dort räkeln" ist die metrisch eingeforderte Betonung von "mich" etwas gegen den Sprachfluss gebürstet. Und dann lese ich noch gegen das "ein paar Minuten, stundenlang" wegen der etwas paradoxen Formulierung an; wahrscheinlich ist gemeint, dass die Zeit nicht wirklich bestimmt ist, aber dadurch, dass bei mir eine innerliche Nachfrage provoziert wird (wie lange denn jetzt Minuten oder stundenlang?), erzeugt die Wendung bei mir eher den gegenteiligen Effekt und fokussiert auf die Zeitdauer. Und letzte Minianmerkung "Die Kiefer" poppt etwas unvermittelt auf.

Aber das sind natürlich alles Kinkerlitzchen. Das Gedicht gefällt mir ausgesprochen gut. Die Schweifreime sind sehr schön komponiert und ganz besonders mag ich den Wechsel in die Dreihebigkeit in jedem dritten Vers. Auch der Titel ist eine Hervorhebung wert - ein schönes Beinahe-Oxymoron.

Sehr gerne gelesen! Hat mich in Urlaubsstimmung versetzt. :)

S.

---

Und hier der Versuch, an den vier angesprochenen Mini-Stolpersteine herumzubasteln:

Am Nordstrand, wo das Meer mich trägt
und Wind mir die Gedanken wägt,
verspült ins weite Watt,

will ich mich räkeln auf der Bank,
ganz zeitvergessen, stundenlang,
wo Schweigen Flügel hat.

Strandkiefern: leises Zweigebreiten
wie schon so oft in alten Zeiten.
Ich werde still, ganz still.

Und während Böen Wogen treiben,
werd ich nur sitzen, einfach bleiben.
Mich fragen, was ich will.

Agneta

  • Gast
Re: Fort zu mir
« Antwort #3 am: September 04, 2019, 12:13:21 »
im  Moment ist es sehr stressig, darum etwas knapper.
Lieber Erich,
natürlich hast du recht und das wägt ist auch dem Reim geschuldet. In mir ist jedoch das Bild, dass der Wind die Gedanken nimmt, sie wägt und dann ins Watt zieht. Natürlich ist dies eine höchst subjektive Empfindung, die ich immer habe, wenn ich da oben bin . Der Wind ist einfach unglaublich schön!Für mich eben.
Vielleicht
und Wind für mich Gedanken wägt.
Das würde seine Eigenständigkeit, dass er einem die Gedanken fortnimmt, also die belastenden, eher betonen.

Lieber Sufnus,

das Fortfahren ist hier wichtig.
Die Kiefer ist eine persönliche Kiefer. Lächeln. Es ist die, unter der ich schon sehr viele Gedichte geschrieben habe , seit 28 Jahren, seitdem ich in diesen Ort fahre. Also muss es genau die sein.
Ja, das beinahe Oxymoron- schön, das du es erkannt hast.
Mal Daumen drücken , dass es klappt. Enkel hat das Bein verstaucht, Katzensitter von Tochter hat 2 Tage vorher jetzt abgesagt ( Leverkusen halt!) Und Hasenkäfig passt nicht ins Auto....und Mama soll jetzt für alles eine Lösung finden. So wie immer halt... grusel.
Es muss aber klappen- Irgendwie, denn wir haben einen Maklertermin für ein Haus, das zum Kauf steht und wunderbar für uns alle passen würde... für immer und nur 500m vom Meer. also mein Traum seit ewigen Zeiten.

LG an euch beide und vielen Dank von Agneta

Sufnus

Re: Fort zu mir
« Antwort #4 am: September 04, 2019, 12:17:20 »
Da drück ich jetzt - zuzüglich den besten Wünschen für einen schönen Urlaub - vierfach den Daumen (für Enkelbein, Hauskauf, Katzentier und Häschen samt Häschenheim)!
S.

Erich Kykal

Re: Fort zu mir
« Antwort #5 am: September 04, 2019, 13:49:01 »
Auch von mir: Toi-toi-toi!

Mögest du endlich Glück haben mit deinem Wohnort!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Fort zu mir
« Antwort #6 am: September 05, 2019, 23:08:59 »
Dann wünsche ich dir gutes Ankommen bei dir, liebe Agneta.

LG g

Agneta

  • Gast
Re: Fort zu mir
« Antwort #7 am: September 06, 2019, 17:38:56 »
danke, ihr Lieben, für eure guten Wünsche. Mögen sie helfen, den richtigen Weg zu finden und den Mut zu haben, nochmals alles zu packen. Männe bleibt jetzt bei Hase und Katze, sonst hätten wir uns einen Anhänger kaufen müssen. Tochter und ich machen also die Vorgucker..., was Sinn macht, denn gefällt es der Frau nicht, wird nicht gekauft = alte Maklerweisheit. GGG bis denne von Agneta