Autor Thema: Nah  (Gelesen 753 mal)

Erich Kykal

Nah
« am: Oktober 12, 2019, 09:49:18 »
Der frühe Sonnenstrahl in meinem Garten,
das bunte Glühen in der Morgenkühle
von Herbstlaub und dem Reigen der Gefühle,
die weiter treulich auf Erfüllung warten,

und deren Dauern meine Hoffnung nährte,
dass jemand wäre, der mein Sein begleite
und sich mein tief Empfundenes erstreite
als endlich hoch willkommener Gefährte.

Des hohen Mittags goldene Destille,
wenn welker Sonne Strahlen uns noch wärmen
und späte Käfer über Wiesen schwärmen,
als wäre es des Jahres zäher Wille,

das Schwindende ein letztes Mal zu feiern.
Ich lasse los und falle in die Falten
des Nachmittags, die meine Zeit verwalten
und lang sie machen, schwer und bleiern.

Des Abends unvergleichliche Kulisse,
darin mir Bilder wie aus Träumen werden
von einem unverdienten Glück auf Erden
und sacht verblassen in das Ungewisse,

daraus die Nacht sich hebt in meine Augen,
und alle Wünsche für ein gutes Leben,
danach die wunden Sinne suchend streben,
mir sanft entringt, zu prüfen, was sie taugen.
« Letzte Änderung: Oktober 12, 2019, 11:14:08 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Nah
« Antwort #1 am: Oktober 13, 2019, 21:09:23 »
Lieber Erich,

im Herbst wecken hier fünf Tageszeiten unterschiedliche Gefühle. So rührt der Morgen die lang gehegten Wünsche nach dem Lebensgefährten auf, zeigt der Mittag ihre Endzeitigkeit, trübt der Nachmittag jede Aussicht auf Erfüllung, bringt der Abend sie als Träume wieder, will die Nacht ihren Wert noch einmal prüfen.

So ist in der Jahreszeit des Niedergangs plötzlich die Möglickeit zur Sublimierung der Wünsche gegeben, und die Aussicht einer gewandelten Erfüllung scheint auf.

Sehr gern gelesen.
Gruß gummibaum


       

Erich Kykal

Re: Nah
« Antwort #2 am: Oktober 14, 2019, 00:05:11 »
Hi Gum!

Sehr schön zusammengefasst in deiner trefflichen Analyse!

Das Gedicht "Nah" soll das Gegenstück sein zum davor verfassten Werk "Fern".

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.