Hi Gum!
Ich kam früh - schon als Schüler so mit 12 - zu der Überzeugung, dass wir Rollen spielen: Daheim das brave Kind, in der Schule der Streber, der Clown, der Coole oder der Nerd, vor Freunden geben wir uns ganz anders als vor Fremden, in vertrauten Umgebungen ganz anders als in neuen Situationen usw ...
Wenn man dies erkannt hat, stellt sich die nächste Frage von alleine: Wer bin ich hinter all diesen Masken für die Welt, für verschiedene Gelegenheiten, für unterschiedliche Menschen oder Gruppen?
Ich sehe es so: Wer da Rollen spielt, tut es nicht ohne Grund. Es ist eine Funktion unseres Intellekts, unseres Anpassungs- und/oder Einfühlungsvermögens. Wir versuchen, meist aus Gefälligkeit, manchmal aus Höflichkeit, oft aus Berechnung jene zu sein, die andere in uns sehen wollen.
Deshalb sind wir innerlich aber nicht wirklich "andere". Rollen sind nur Rollen, soziokultureller Kontext usw - um herauszufinden, wer wir dahinter sind, haben wir ein Leben lang Zeit. Viele wollen ja auch gar nicht zu tief graben in dieser Richtung - mir konnte es nie tief genug gehen ... aber nicht immer war ich froh mit dem, was ich fand!
Irgendwann legen wir Rollen ab, finden andere, gereiftere - und irgendwann kommen manche gar an den Punkt, wo sie gar keine mehr nötig haben wollen. Allerdings macht uns der menschliche Faktor da einen Strich durch die Rechnung: Rollen sind auch ein Lebenselixier! Warum sonst spielen wir so gerne "Was-wäre-wenn"? Warum gibt es Theater, Kino, soziale Events für Selbstdarstellung aller Art? Unser Hirn WILL mit Möglichkeiten spielen, und dieses Spiel ist auch Selbstentwicklung, ein Sich Ausprobieren.
Sooft wir unter Menschen sind, stellen wir etwas dar - und sei es einen Typ, der nichts darstellen will! Es geht gar nicht anders!
Nur wer allein lebt, kann vielleicht ohne Rollen auskommen - vorausgesetzt, er spielt sich selbst nichts vor (das machen wir nämlich auch zu gerne!).
Sehr gern gelesen und darüber nachgesonnen.
LG, eKy