Autor Thema: Nirwana  (Gelesen 804 mal)

Erich Kykal

Nirwana
« am: Februar 23, 2019, 12:22:57 »
An meiner Tage Ufern hör ich's raunen,
als wären meine Blicke wie Musik
und lehrten mich ein unerhörtes Staunen
weit jenseits von Erkenntnis und Physik.

An meines Lebens Säulen seh ich Dinge,
als lauschte ich den Bildern aller Zeit
und frage nicht, ob etwas mir gelinge
in diesem Reigen der Unendlichkeit.

In meiner Nächte Stille fühl ich wachsen,
was tief im Innersten an Himmeln baut,
wo an den Kreuzungen von Weltenachsen
mein wahres Wesen seine Blöße schaut.

Wo eins wird, was der Menschen Geist entzweite,
verbunden, was der kalte Wille trennt,
und keine Seele, die sich selbst bereiste,
nicht auch die Namen aller andern kennt.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Nirwana
« Antwort #1 am: Februar 23, 2019, 21:15:55 »
Großartig ins Bild gesetzt, lieber Erich.

Wenn die Blicke ein Raunen vernehmen und das Lauschen Bilder aller Zeiten einfängt, haben die Sinnenorgane Zutritt zu neuen Dimensionen gewonnen, die, wie es hier heißt, jenseits der Physik und der Zeitlichkeit liegen. Nicht mehr an der Dingwelt haftend (und nicht mehr in den Cyclus der Wiedergeburt eingespannt), ist die Seele frei, sich mit ihresgleichen zu vereinen.

Mehrmals freudig gelesen.
LG gummibaum
 

     

Erich Kykal

Re: Nirwana
« Antwort #2 am: Februar 23, 2019, 21:59:41 »
Hi Gum!

Nur wenige Momente wie diese habe ich in meinem Leben so empfunden: eine allumfassende, zutiefst gefühlte Liebe und Verbundenheit für und mit allem Lebendigen, eine Art weltumspannendes Umarmen, das mich überkam wie eine warme Woge weihevollen Glücks. Dann rannen Tränen, bis der Moment verflog, den der Geist festzuhalten zu müde wurde.

Ich habe keine Ahnung, woher das kam, kann es nicht erklären und versuche es auch gar nicht, oder wie ausgerechnet ein so isoliert lebender, zynischer und von der Menschheit enttäuschter Solitär wie ich dazu kam, so etwas zu empfinden. Ein Katholik würde etwas von göttlicher Epiphanie murmeln, ein Buddhist etwas von Nirwana (daher auch der Titel), aber ich fühlte dabei nie so etwas wie eine "höhere" Präsenz. Es war ganz einfach ein Gefühl, in dem die ganze Welt Platz fand, ohne Wertung aller Unterschiede, von Gut oder Böse - es war einfach viel größer als all das. Viel mehr als mein Geist erfassen konnte, ab deshalb um nichts weniger aufrichtig empfunden.

Vielleicht ein paar Momente, ein paar Eindrücke dessen, was wir vielleicht eines Tages sein könnten, wenn wir es dereinst vielleicht schaffen, die Unfertigkeit und Unreife unseres Geistes zu überwinden. Dazu fehlen uns, wie ich finde, allerdings noch einige Jahrzehntausende der Evolution ...

Vielen Dank für dein freundliches Lob!  :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: Februar 24, 2019, 01:42:04 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Nirwana
« Antwort #3 am: Februar 23, 2019, 22:56:43 »
Um so schöner, wenn du es unmittelbar erlebt hast, lieber Erich.

Grüße von
g