Autor Thema: Der Bergsteiger  (Gelesen 1135 mal)

Eisenvorhang

  • Gast
Der Bergsteiger
« am: Januar 28, 2019, 21:34:05 »
Um jenen Schmerz in seiner Brust zu lindern,
der ihn als Ganzes immer wieder brach,
schuf er sein Schweigen, um das Leid zu mindern
und jedes Fühlen lag im Innern brach.

Er sagte mir, er trüge jene Schwielen
auf seiner Hand, die ihm als kleiner Teil
von etwas Größerem so sehr gefielen
und in ihr hielte er den Lebenskeil,

der ihn in seinem Leben sehr belastet.
Er schwieg und blickte glücklich in die Berge,
als hätten seine Blicke sie ertastet,
und seine Hände wären seine Werke.

Doch auf den Gipfeln sah er jene Weite,
und dass die Fremde dieser Endlichkeit,
die ewig ferne Tiefe ihrer Breite,
sein Schweigen bräche und die Sterblichkeit.

Neue Version:

Um jenen Schmerz in seiner Brust zu lindern,
der ihn als Ganzes immer wieder brach,
schuf er sein Schweigen, um das Leid zu mindern
und jedes Fühlen lag im Innern brach.

Er sagte mir, er trüge jene Schwielen
auf seiner Hand, die ihm als kleiner Teil
von etwas Größerem so sehr gefielen
und in ihr hielte er sein Herze weil,

es so sehr drückt und es seit Jahren hastet.
Er schwieg und blickte glücklich in die Berge,
als hätten seine Blicke sie ertastet,
als wären diese Gipfel seine Werke.

Doch als er oben war, sah er die Weite,
und dass die Fremde dieser Endlichkeit,
die ewig ferne Tiefe ihrer Breite,
sein Schweigen bräche und die Sterblichkeit.
« Letzte Änderung: Februar 26, 2019, 20:44:05 von Eisenvorhang »

Erich Kykal

Re: Der Bergsteiger
« Antwort #1 am: Januar 28, 2019, 23:32:08 »
Hi EV!

Komplex, aber gut geschrieben.

Ein paar Tipps:

S1Z4 - Das "tief" will betont sein, muss aber hier unbetont gelesen werden, um im Takt zu bleiben. Wie wäre: " ... lag im Innern brach." ?

S2Z2 - Korrekter Fall: " die ihm als kleiner Teil (von etwas Größerem) so gut gefielen"

S4 - In den ersten 3 Zeilen kommt 4mal "diese(r)" vor, das würde ich überarbeiten. zB so:

Doch auf den Gipfeln sah er jene Weite,
und dass die Fremde dieser Endlichkeit,
die ewig ferne Tiefe ihrer Breite,
sein Schweigen bräche und die Sterblichkeit.


Folgende Zusammenhänge verstehe ich nicht: Str. 2 - Welche Rolle spielen die "Schwielen"? In Welchem Bezug steht die Hand zu Str. 1? Was ist mit dem "Lebenskeil" gemeint? Warum ist dieser so eine Belastung? Wie können jemandes Hände seine "Werke" sein? Sie können doch bestenfalls seine Werke tun!


Gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Der Bergsteiger
« Antwort #2 am: Januar 29, 2019, 00:46:40 »
Hallo Erich,

dass Du mir eine Kritik schreibst erfreut mich, denn damit habe ich nicht gerechnet.

Deine Vorschläge gefallen mir allesamt und ich übernehme sie.

Zu Deinen Fragen, meine Gedanken:

Die Schwielen auf die Hände oder in den Händen, sollen Auskunft darüber geben, dass die betroffene Person aus einem seelischen Druck heraus Berge besteigen geht.
Hände, die von Schwielen überzogen sind, so kenne ich es, sind von dicker Hornhaut überzogen. Oder jedenfalls partiell.
Hier findet also ein Prozess der Arbeit statt. Ein Prozess der Wandlung... Er muss bergsteigen gehen und hat es ein Leben lang tun MÜSSEN. :-)

Das sich ewig drehende Hamsterrad.

Strophe eins, soll einen Leidensdruck einleiten, denn wer ein Schweigen generiert, der will nicht mehr reden. Ich lass das mal so stehen.
Einen direkten Bezug hat dies nicht, soll aber bewusst gern getrennt verstanden werden. Der Lebenskeil soll die Last meinen, also das "Päckchen", das jeder zu tragen hat. In dem Fall des Bergsteigers nicht aufm Rücken, aber in seinen Händen und da er viel klettert, hat er auch viele Schwielen.
Weswegen schlussletztlich die Kletterei der Lebenskeil ist. (Sein soll)

Du hast recht! Sie können bestenfalls Werke tun! Das muss ich noch korrigieren.

Hab Dank!

Liebe Grüße nach Österreich!

vlg

EV

Sufnus

Re: Der Bergsteiger
« Antwort #3 am: Januar 29, 2019, 17:22:07 »
Sehr schön, lieber EV, hier mal wieder etwas von Dir lesen und mithin auch kommentieren zu dürfen! :)
Sprachmächtig, abgerundet, bildreich... meine ersten Eindrücke... über Einiges muss ich noch länger nachdenken... wie immer bei Dir lohnt sich hier die mehrfache Lektüre! :)
... da meld ich mich nochmal nach stattgehabter Einsickerung des Gelesenen. :)
Lg,
S.

Erich Kykal

Re: Der Bergsteiger
« Antwort #4 am: Januar 29, 2019, 18:46:53 »
Hi EV!

Ja, ich verstehe. In allem sehe ich nun das Gemeinte, nur der Ausdruck "Lebenskeil" (eindeutig eher dem Reim geschuldet) transportiert für mich leider absolut nicht den gewünschten Inhalt. Das Wort selbst ist rätselhaft, und es mit "Lebenslast/deren Bewältigung durch Klettern" zu definieren, gelingt mir nicht mal mit deiner Erklärung.
In der Str. 2 kommt der gewünschte Eindruck so nicht zustande - ich zumindest hatte nach der Lektüre dieser Str. nur Fragezeichen im Kopf. Da würde ich noch mal drübergrübeln.

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Der Bergsteiger
« Antwort #5 am: Januar 30, 2019, 22:47:04 »
Grüß Dich Sufnus,

schön von Dir zu lesen. :))
Und danke für Deinen Beitrag, hat mich gefreut.

Erich, Da hast Du recht. Da will ich nochmal ran. :)


vlg ev