Autor Thema: Spiele  (Gelesen 869 mal)

gummibaum

Spiele
« am: Oktober 07, 2018, 11:51:45 »
Sei frei und spiele. Nur das Spiel
erschafft und lässt dich Neues finden.
Erst wenn du ohne Zwang und Ziel
gestaltend webst, kannst du verbinden,
was nichts noch voneinander wusste
und sich auf dich verlassen musste.

Und fröhlich wird das Spiel dich wenden
und alles, was verschüttet ruht
mit seinen träumerischen Händen
aus Stein erlösen, all dein Gut
entwirren und ins Licht entfalten
und dich behutsam neu gestalten…


Lieber Erich, eine kleine Replik auf "Das alte Lied". Statt nach Regeln mitspielen, lieber ohne Vorgabe selbst spielen (Homo ludens sein) und nicht zynisch verbittern. LG g
« Letzte Änderung: Oktober 07, 2018, 15:12:04 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Spiele
« Antwort #1 am: Oktober 07, 2018, 14:47:05 »
Hi Gum!

Wohlgelungen! Diese Änderungen möchte ich vorschlagen:

S1Z5 - Das "Denken" erscheint mir als Ausdruck etwas zu kantig, zu gefühlsbereinigt. Besser gefiele mir an dieser Stelle "Träumen", "Ahnen", "Raume", "Freien" oder "gestaltend webst".

S1Z5 - Aus Betonungsgründen würde ich hier eine inversive Formulierung vorziehen: "was nichts noch voneinander wusste".

S2Z4 - Der Punkt in dieser Zeile stört, da der folgende Satz sich immer noch auf das in Z1 erwähnte Spiel bezieht. Da wäre ein Komma logischer und verständlicher.

S2Z5 - Schöner: "ins Licht entfalten".


Zum Inhalt: Natürlich gebe ich dir da unumwunden Recht, aber leider gibt es so manche Sachverhalte, wo einem angesichts von Unrecht, Grausamkeit und Tragik das Spielen nachhaltig vergeht! Wird man davon und von der memschlichen Blindheit oder Feigheit, dagegen anzugehen, oder gar dem kalten politischen oder wirtschaftlichen Kalkül, es nicht zu tun, allzu oft enttäuscht, wird man eben mit den Jahren zynisch, auch wenn man selbst in Wohlstand und Sicherheit leben mag.
Nach meinen Erfahrungen ist der Mensch im engen Rahmen vernunftbegabt, empathisch und liebevoll. Je größer allerdings die Kreise werden, je umfassender die Systeme und Gemeinschaften, desto kälter, egomanischer, intoleranter und grausamer agiert er!
Da wird dann oft eine "Sache", egal ob politisch, ökonomisch oder religiös, wichtiger als ganze Völkerschaften, wenn diese im Wege stehen, real oder eingebildet. Dann wird gehasst, verteufelt, ausgegrenzt, vertrieben und letztlich völkergemordet! "Sei frei und spiele"!? Wir sind eben niemals frei, schon als Kind sind wir geprägt von sozialen Normen, Vorurteilen, anerzogenen unreflektierten Ängsten und Antipathien. Schon da wird entschieden, wer mit wem überhaupt spielen DARF!
Nein, dein Gedicht ist eine schöne Utopie, ein vielleicht selten erreichter Idealzustand menschlicher Verhältnisse und Denkungsart. Aber allgemein brauchen wir noch sehr lange, um solche Idealvorstellungen auch realgesellschaftlich zu verwirklichen!

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Spiele
« Antwort #2 am: Oktober 07, 2018, 15:24:03 »
Lieben Dank, Erich, für die Verbesserungsvorschläge (ich habe sie übernommen, obwohl mir das "nichts noch" etwas Bauschscherzen macht) und deine guten Ausführungen zum Verhalten des Menschen im Sog der Masse. Leider hast du recht und das gilt auch für die Beurteilung der Inhaltsebene meines Gedichts.

Aber ich will nicht nicht den ganzen Tag lang zynisch sein und hoffe, du bist es auch nicht.

LG gummibaum
 
« Letzte Änderung: Oktober 07, 2018, 15:35:12 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Spiele
« Antwort #3 am: Oktober 07, 2018, 17:50:53 »
Natürlich nicht!  ;) 8) Wenn das ein Dauerzustand wäre, gäbe es mich schon lang nicht mehr!  ::) ;D Das Leben gibt zum Glück genug Ablenkungen her, die einen nicht ständig an all das Übel der Welt denken lassen. Und die guten und kostbaren Seiten des Menschseins darf man auch nicht vergessen, auch wenn die vornehmlich nur im engen Rahmen zur Geltung kommen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.