Ein Sonett, dass mir wahrlich einen großen Lesegenuss beschert - durch seine äußerst gelungene Verbindung von strenger Form und einer ganz natürlichen Sprache, beinahe schon Alltagssprache.
Von einer leichten Nachbearbeitung könnten die Verse aber (ausgehend von einem schon sehr hohen Niveau!) noch weiter profitieren:
- Die Magd und der Knecht überzeugen mich nicht so recht, passen nicht in den sonstigen Sprachduktus und sind als "humoristischer" Effekt unsubtil (wie immer gilt natürlich das subjektive m. E.
). Spätestens wenn Magd und Knecht ein Macho zugesellt, wird's für mich etwas schräg.
- Die Metrik ist ganz interessant: der Sechsheber in der jeweils vorletzten Zeile in S1 und S2 wirkt wie ein "Anlaufnehmen" vor dem jeweiligen Schlussvers der Strophe - gefällt mir sehr gut! Aber in S3 wird das Schema dann über Bord geworfen und der Sechsheber taucht schon in der zweiten Zeile der Strophe auf und da bremst er für mich eher die inhaltliche Dynamik aus und bringt die Strophe ins Schlingern.
- Das "schaun mer mal" ist mir als Gegenposition zu den "lieben" Nachbarn zu schwach.
- Ein paar kleine Druckfehlerchen harren noch der Korrektur: Überzähliges Gänsefüßchen in S3Z1, "läche" statt "lächle" in S3Z4, fehlender Leerschlag nach Doppelpunkt in S4Z1, dafür einer zuviel vor "Der Mensch..." und dito noch einer zuviel in S4Z2 vor "Und übermorgen... ".
Und das klingt jetzt alles wieder ziemlich korinthenspalterisch von mir... aber das Gedicht ist schon so schön, dass es mit nur ein bisschen Nachbesserung bestimmt umwerfend gut wird!