Ein billig aufgemachtes Ecklokal,
fast schmucklos, nackt und ohne jede Seele
möbliert, bedenkenlos, ob etwas fehle -
es geht um Alkohol. Man hat die Wahl:
An Bier und Schnäpsen ist der Tresen reich
und lockt am Sein Gescheiterte und solche,
die es grad tun: Proleten, Schnorrer, Strolche -
die volle Flasche macht sie alle gleich!
Da wird im Zigarettenqualm gestritten,
gelästert, disputiert, auch Fäuste fliegen
zuweilen, denn der stumpfe Geist will siegen
und lässt im Rausche sich nicht lange bitten.
Man hat hier Meinung, ohne viel zu denken,
denn jeder will sich selber reden hören,
sich über jedes Ungemach empören,
das ihm geschah: Den lauten Trost sich schenken,
dass immer andre schuld sind am Versagen,
dem eigenen hier Auseinanderfallen.
Man sucht den Grund bei allem und bei allen -
nur bei sich selber nicht. Das sich Beklagen
gerinnt im Lauf der rauschgetönten Stunden
zu wehem Murmeln und verwaschnem Lallen,
und zwischen unbehängten Wänden hallen
die ewig unverheilten Daseinswunden.
In kaltem Neonlicht verlieren Leben
sich dort gemeinsam aus dem kranken Sinn,
und manche Seelen sterben auch darin
und atmen weiter, um das Glas zu heben ...