Hi, Cypi!
Ungewöhnliches, aber sehr schönes Sonett!
S3Z1 - Vor "Wiesen" ist eine Leerstelle zuviel.
Das erste Quartett hat fünf Heber pro Zeile, der Rest vier.
Das Reimschema: ABCA BCBA DED EDE (Der Reim "Wiesen - sprießen, fließen" ist leicht unrein, der Reim "Sommergrün, Golverglühn - weiterziehn" ebenso)
Die Reime der Quartette sind sehr unkonventionell gestaffelt: 3mal A, 3mal B, 2mal C.
Die Kadenzen: mwwm wwwm www www
Die Auftakte wechseln leider auch: buuu buuu uuu uuu
Die beiden betonten Auftakte sollte man ändern-
Am Reimschema bastle ich nicht herum, ich bin da kein Purist. Aber die Heber solltest du angleichen - entweder alles fünfhebig wie im Sonett üblich, oder alles vierhebig. Auch die drei einzigen männlichen Kadenzen wären leicht zu ändern. Wenn ich mal darf:
Dies wäre eine durchgängig vierhebige Version mit durchgängig unbetonten Auftakten und durchgängig weiblichen Kadenzen:Ach all das Leuchten, Sommerblühen!
Das Duften, wenn die Nebel steigen.
Der Mond in in den Kastanienästen...
in Lilien wohnt schon Goldverglühen;
(hier kommt es auf die Aussprache an: Hier <lil-jen>, also 2-silbig. Bei dreisilbiger Aussprache müsstest du das "schon" streichen.)und Margueriten tanzen Reigen,
der Mohn reist mit zu diesen Gästen,
die sich vor jedem Grün verneigen
und selbstvergessen weiterziehen
in andre Wälder, Fluren, Wiesen,
wo unentdeckte Blumen locken.
Wo andre Pflanzen hinwärts sprießen
zur Muhme mit dem blauen Rocken,
aus dem dann Linnenfäden fließen
und Wiesenschaumkrauts helle Flocken.
Dies wäre eine durchgängig fünfhebige Version mit durchgängig unbetonten Auftakten und weiblichen Kadenzen:Ach all das Leuchten, all das Sommerblühen!
Der Duft des Feuchten, wenn die Nebel steigen.
Der volle Mond in in den Kastanienästen...
in Lilien wohnt schon das Goldverglühen;
(Hier wird das Wort dreisilbig artikuliert: <li-li-en>)Die Margueriten tanzen ihren Reigen,
und roter Mohn reist mit zu diesen Gästen,
die sich vor jedem tiefen Grün verneigen
und ewig selbstvergessen weiterziehen
in andre Wälder, Fluren, bunte Wiesen,
wo unentdeckte Blumenflore locken.
Wo alle andern Pflanzen hinwärts sprießen
zur Muhme mit dem himmelblauen Rocken,
aus dem dann lichte Linnenfäden fließen
und zarten Wiesenschaumkrauts helle Flocken.
Zuletzt gestatte mir noch diese Fragen: Welche "Gäste" sind in S2Z2 gemeint? Und das ist ein "Rocken"? Was ist mit der "Muhme" gemeint?
Ein sprachlich hochelaboriertes Werk!
Sehr gern gelesen!
LG, eKy