Hi Gum!
Also geht es um die Verarbeitung eines Kindheitstraumas und darum, das eigene Kind davor zu schützen. Das kann ich nachvollziehen. Also hat das Gedicht durchaus eine moralische Botschaft - warum aber hast du das geleugnet?
Ich selbst wuchs zur Hälfte auf dem Land auf wurde dort auch öfter mal gefesselt, verschleppt, man drohte mit allem möglichen oder zog mir die Hosen runter, denn ich war der Sohn des reichen Professors, ein Zugereister, und die Bauernbuben der Umgebung hatten für meine Kritik nichts übrig. Einmal töteten sie einen Jungvogel, der aus dem Nest gefallen war, vor meinen Augen, nur weil ich dagegen gewesen war, ihn lebendig der Katze vorzuwerfen.
Landkinder in den Sechziger- und Siebzigerjahren waren eher derb gestrickt, und Tierschutz oder Mitleid mit der Kreatur waren unbekannt. Sie schlugen kleine Kätzchen mit Begeisterung gegen die Wand, wenn der Bauer nicht noch mehr Tiere auf dem Hof haben wollte, die kleinen Kadaver wurden einfach auf dem Misthaufen entsorgt.
Das Auf-einen-Draufsetzen war auch mir geläufig, zuweilen mit Spucke ins Gesicht fallen lassen und ähnlichen kleinen Demütigungen mehr wie: "Sag, dass du ein armseliges kleines Arschgesicht bist - vorher steh ich nicht auf!"
Ich habe in meiner Kindheit auf dem Lande einiges erlebt, was später einen Psychiater hätte reich machen können, aber schlimmer war für mich eigentlich das jahrelange Mobbing meiner Schulkameraden in der Stadt. Du siehst, ein jeder hat wohl so ein Päckchen zu tragen!

Letztlich lehren uns solche Erlebnisse aber auch, in einer kalten Welt zurechtzukommen - und die seltenen Augenblicke von Liebe und Wärme umso mehr zu schätzen und zu genießen.
Ich machte mich unverwundbar, indem ich mir keine Emotionen mehr anmerken ließ und meine persönliche Befindlichkeit nicht mehr von der Wertschätzung anderer abhängig machte. Aber auch da sind die Bewältigungsmechanismen wohl bei jedem anders ...
LG, eKy