Autor Thema: Serenade  (Gelesen 1758 mal)

Seeräuber-Jenny

Serenade
« am: Dezember 12, 2009, 06:28:37 »
Die Sonne schnürt ihr Bündel.
Wehmut klebt an den Fenstern.
Drinnen der Schrei des Akkordeons,
der den Schädel erbarmungslos
in Fragmente zerfetzt.

Ach, es tut weh, es tut...
Und gar nichts vermag ich
gegen die Peitschen der Himmel.
Sturm hetzt den Geketteten,
bis die See ihn gnädig verschlingt.

Nicht ertrinken wollen, wozu?
Dem Gewissen die Heuer abzuringen,
mit klammen Fingern vergeblich
nach Wahrheit wühlend,
da doch die Liebe ihnen entglitt?

Löscht das Feuer und das Licht!
Der Hahn kräht ja nicht mehr,
wenn mein Engel davon treibt
auf Luzifers Kahn, Satans Geifer
mir den Absinth verdirbt.
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

cyparis

Re:Serenade
« Antwort #1 am: Dezember 12, 2009, 19:31:24 »
Liebe Amazone,

ein sehr wildes Gedicht, das mich an berühmte "Franzosen" erinnert:
Baudelaire, Verlaine, Rimbaud....
Klagend über Verrat und Verlassenwerden.

Sehr ungewöhnlich, sehr fesselnd.
Reif!


Kompliment von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Seeräuber-Jenny

Re:Serenade
« Antwort #2 am: Januar 20, 2010, 20:35:20 »
Liebe cyparis,

ja, in dem Gedicht kommen Verlust und Verlassenheit zum Ausdruck.
Alles erscheint sinnlos. Es gibt nichts mehr, was das lyrische Ich zu trösten vermag.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz