Autor Thema: Weltkrieg  (Gelesen 953 mal)

Erich Kykal

Weltkrieg
« am: Oktober 03, 2016, 20:10:57 »
Sie waren Helden, als sie losmarschierten,
voll jungem Wagemut und eitlen Grillen!
Verloren alle, die nicht desertierten -
und keine Macht wird ihr Verbluten stillen.

Kein Büschel Gras um blasse Baumruinen,
entlaubt, entrindet in der Wut der Waffen,
und schlammgefüllte Trichter voller Minen:
verheerte Mäuler, die wie Wunden klaffen.

In winterkalten Gräben friert das Raunen
geduckter Mienen zu geschwärzten Flocken
und sickert in die Seelen, die kein Staunen,
kein Hoffen wagen, wo sie bebend hocken.

Die nackte Erde liegt gequält darnieder,
im Zorn zerbrochen und erstarrt in Schmerzen.
Verloren klingen nun die Heldenlieder:
verstörte Echos in zerfetzten Herzen.

Verwunderlich: In grauen Regenschlieren
ein Fleckchen himmlisch irrealer Bläue!
Im Angesicht des Augenblicks verlieren
die Augen ihren Stahl und spiegeln Reue ...
« Letzte Änderung: Juli 10, 2023, 21:15:32 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Weltkrieg
« Antwort #1 am: Oktober 03, 2016, 23:29:22 »
moin moin Erich,

es muss nicht "Welt" sein, "Krieg" wäre für mich ausreichend grausam und eindringlich beschrieben. Doch es wird wie alles viel zu schnell vergessen.

S3/Z3 fehlt für mich ein "durch" nach "sickert"  ???

Ich habe es betroffen gelesen.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Weltkrieg
« Antwort #2 am: Oktober 03, 2016, 23:39:57 »
Hi Curd!

Danke für den Hinweis - hab die Zeile zwischendurch umgebaut und dann nicht mehr bewusst korrekturgelesen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Weltkrieg
« Antwort #3 am: Oktober 10, 2016, 19:34:46 »
Kann man das Grauen des Krieges bedichten?
Ich tippe hier auf WK I.
Ja, man kann, wenn man Erich Kykal heißt.

Lieber Erich, wie wahr, wie wahr!
Hören können wir die Schreie und das Flüstern und das Getöse der Waffen nicht mehr - aber vorstellen können wir es uns.

Gut gemacht, lieber Erich!

Liebe Grüße
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Weltkrieg
« Antwort #4 am: Oktober 10, 2016, 19:50:40 »
Hi Cypi!

Wirklich ALLE Schrecken zu beschreiben, würde mehrere Seiten beanspruchen!

Ja, es soll der erste WK sein, das wirklich sinnloseste Menschenschlachten aller Zeiten. Da standen nicht mal fanatische Ideologie oder Gerechtigkeitssinn dahinter, das war nur ein verstiegen arrogantes Führen zur Schlachtbank für kadavergehorsame, wohlgezähmte Schafe, verantwortet von gewissenlosen, ehrgeizigen und höchst soziopathischen Generälen, für die Menschenleben verzichtbar waren (im damals üblichen Jargon als "Menschenmaterial" bezeichnet), reine Statistik auf ihren Feldkarten ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Weltkrieg
« Antwort #5 am: November 08, 2016, 00:31:55 »
Lieber Erich,

dieser Kriegirrsinn und die fatale Begeisterung in ihn hinauszuziehen sind sehr eindringlich geschildert. Wenn selbst der Himmel die Augen eine Reue spiegeln lässt... frage ich mich, warum es doch immer so weitergeht.

Chapeau! und LG
gummibaum

   

Erich Kykal

Re: Weltkrieg
« Antwort #6 am: November 08, 2016, 01:00:49 »
Hi Gum!

Soziale Mechanismen des Rudelwesens Mensch! Um Teil einer Gemeinschaft (egal, ob gesellschaftlich, religiös oder politisch) zu sein und zu bleiben, schalten die meisten Menschen nicht nur bereitwillig ihr Gehirn ab - nein, sie verleugnen letztlich sogar bereitwillig ihren Selbsterhaltungstrieb, bloß damit nur ja kein anderer "schlecht" von ihnen denken kann!
Diese verdrehte Ehrdefinition gipfelt im rituellen Selbstmord des Samurai, um sein "Gesicht zu wahren" - um jeden Preis, auch den des eigenen Lebens. Um so denken zu können, muss man nicht nur extrem lebensverachtend, sondern auch von einem Leben nach dem Tode überzeugt sein - was bei aus sozialen Gründen ausgeschaltetem Gehirn auch nicht weiter schwierig ist ...  :o ::)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.