Oktobergedanken

[Erich Kykal]

Die frühe Sonne tastet mit gestreckten Fingern
aus Dunst und Honiglicht durch über Nacht entrückte,
entlebte Grüne, die ein frühes Frieren drückte,
und Regung im Gezweig macht ihre Hände schlingern,

wo kalte Brisen wispernd durch die Kronen taumeln
wie eine Mahnung an das kommende Verblassen,
wenn Frost und Raureifglitzern nach den Farben fassen
und kaum noch dürre Blätter an den Ästen baumeln.

Memento Mori ohne wärmende Gedanken:
was lebte, stirbt dahin und wird zu Erde werden.
Mag auch so manches zähe Laub sich stur gebärden -
es sinkt zuletzt wie jene, die davor schon sanken.

Und doch vermag die dunkle Aussicht zu versöhnen!
Aus jedem Fallen wird ein neues Blühen treiben,
das Leben selbst wird weiterhin am Leben bleiben
und Trost im Wunderbaren finden und im Schönen.

[cyparis]

Lieber Erich,

kein Sonett und dennoch: welch ein Klingen in den Versen, welche Melodei, welche Bilderfülle, in der ich schwelgen kann!
Eine Strophe schöner als die andre, ein wahres Geschenk!

S1V4 schlingern klein geschrieben.

Hab Dank und laß Dich grüßen

von
Cypi

[Erich Kykal]

Hi Cypi!

Bei "schlingern" war ich mir nicht sicher - danke für die Klärung.

Dank auch für deine nie ermüdende Begeisterung für mein Wortringen! 

Vieles wurde nur geschrieben, um diese Beständigkeit genießen zu dürfen! 

LG, eKy

[Aspasia]

Erich, mit diesem Gedicht hast du es geschafft, dich selbst zu übertreffen. Unglaublich, wie du aus einer klammen Jahreszeit einen Bilderrausch emporsteigen lässt, der das Herz wärmt.

Lieben Gruß
Aspasia

[cyparis]

Lieber Erich,
Zitat:
Vieles wurde nur geschrieben, um diese Beständigkeit genießen zu dürfen! 


Aber nicht doch! Du schreibst Gedichte, weil Du sie schreiben mußt!

Lieben Nachtgruß
von
Cyparis

[Erich Kykal]

Hi Cypi!

Das stimmt nur teilweise. Oft, wenn ich nach Kommunikation und Kommentaren dürste, schreibe ich extra nur dafür, Reaktion in den Foren zu bekommen. Ich denke, in etwa die Hälfte meines Schaffens ist nur meinem jämmerlichen Bedürfnis nach ständiger Bestätigung zu verdanken!
Manchmal bin ich wie der kleine Junge, der verzweifelt alles tut, nur damit seine Eltern ihm liebevoll über den Kopf streichen und sagen: "Das hast du aber fein gemacht! Wir sind ja so stolz auf dich!"
Oder anders gesagt: Für das Leckerli eures Zusprüchs würde ich wohl eifrigst jedes Stöckchen apportieren!

Nun, ich finde nichts Verwerfliches daran. Etwas in mir scheint das zu brauchen, also findet es Mittel und Wege, es zu erhalten. So ist es eben ...
Ich fühle mich dadurch nicht kleiner, nur irgendwie menschlicher - und das kann einer wie ich gut brauchen! 

LG, eKy

[cyparis]

Lieber Erich,

ich glaube, wir alle dürsten nach Lob. Und warum nicht?
Bei Dir ist es keine große Kunst, Dich mit Lob zu überhäufen.
Auch wenn meine Kommentare kurz und knapp sind:
meine Bewunderung ist immer deutlich.
Bin ich nicht Dein unverbrüchlichster Bewunderer?
Und das zu recht.

Wie immer die liebsten Sonnengrüße
von
Cypi

[Erich Kykal]

Hi Cypi!

Sei bedankt für deine unverbrüchliche Treue und Zuneigung!  Ich weiß das zu schätzen.

LG, eKy

[gummibaum]

Tolles Gedicht mit reicher Bilderflut und gedanklich schön gespanntem Bogen. Erwärmend in nasskalter Zeit.

Chapeau!

LG gummibaum

[Erich Kykal]

Hi Aspasia!

Erst jetzt habe ich zufällig gesehen, dass du auch kommentiert hast - ich dachte erst, vielleicht eine zeitliche Überschneidung, aber ich habe es offenbar irgendwie einfach nicht registriert. Verzeih.

Vielen Dank für dein begeistertes Lob! 


Hi Gum!

Deine Kommentare sind so prägnant und unverblümt wie deine Gedichte!  Hab auch du Dank für dein Wohlwollen!


LG euch beiden, eKy

[Curd Belesos]

moin moin Erich,

ich bewundere immer wieder aufs neue, wie wunderbar du Gedankenträume in lyrische Kostbarkeiten verwandelst.

Dabei habe ich dein Gedicht nicht nur gerne gelesen, sondern auch andächtig genossen.

Einen begeisterten Gruß

von Curd

[Erich Kykal]

Hi Curd!

Danke für's Genießen! Die aufrichtige Freude des Lesers ist des Poeten schönster Lohn! 

LG, eKy

[Curd Belesos]

Ja, es ist ein Freude