Autor Thema: versteinert  (Gelesen 793 mal)

gummibaum

versteinert
« am: Oktober 02, 2016, 13:06:00 »
versteinert ist die lava der gedanken,
und was an irren funken länger sprühte,
das fiel als graue, weiche aschengüte
und polstert splitter im gehirn des kranken.

der starre blick ist ausdruck dieser stille,
die über dem vulkan nun ewig liegt.
des übermenschen unbeugsamer wille
zerbröselt unaufhaltsam und verfliegt…

Erich Kykal

Re: versteinert
« Antwort #1 am: Oktober 02, 2016, 16:48:03 »
Hi Gum!

Gefällt mir gut, nur:

Das "länger" in S1Z2 hängt für mich seltsam in der Luft: Länger im Vergleich wozu? Länger als...? Altern.: "und was an irren Funken sie versprühte,"

Mit der "Aschengüte" (S1Z3) kann ich als Bild nix anfangen, da würde mir "Aschenblüte" besser gefallen, das passt auch zum Bild des Fallens.

Das "ewig" in S2Z2 lässt an Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit denken, so als wäre das Erkalten endgültig. Gewollt? Man könnte es etwas versöhnlicher formulieren, sodass eine Heilung zumindest im Bereich des Möglichen verbleibt.


Ansonsten liegst du damit ganz auf meiner philosophischen Linie, zumindest, wenn man es inhaltlich auf "alles" bezieht und nicht nur auf ein einzelnes "Erkalten", sei es nun Tod, Ende der Hoffnung oder (wie hier wahrscheinlich beschrieben) Demenz. Alles ist Teil und wird Opfer der Entropie alles Seienden ...

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy (vergänglich)
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: versteinert
« Antwort #2 am: Oktober 02, 2016, 17:21:57 »
danke eky.

ich hatte mich zu dem gestrigen "zu dritt" ebenso wie zu diesem text "versteinert" von jeweils einem bild bzw. foto inspirieren lassen. der erste text kam dann ohne das bild aus, dieser offenbar nicht. darum zunächst das foto der radierung oldes "der kranke nietzsche", 1889.


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dd/Friedrich_Nietzsche_drawn_by_Hans_Olde.jpg

der kranke philosoph, schöpfer der gestalt des übermenschen, produzierte ja noch (länger) skurrile gedanken und tierische schreie (funken), als sein geist schon in der umnachtung (erkalten der lava) versank. so habe ich die asche "gütig" (mildernd) zwischen scharfkantigen schlacken einstiger feuriger gedanken sein lassen.

ich hätte das gedicht aber gern so, dass es ohne dies bild auskommt. werde also deine empfehlungen (blüte...) noch aufgreifen und einarbeiten.

alles liebe

lg g


   




 
« Letzte Änderung: Oktober 02, 2016, 17:24:30 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: versteinert
« Antwort #3 am: Oktober 02, 2016, 20:19:11 »
Hi Gum!

Also auf Nietzsche wär ich nie gekommen, das müsstest du im Titel verankern, am besten das Gedicht mit dem Bild verlinken, wie bei den Bildgedichten.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: versteinert
« Antwort #4 am: Oktober 02, 2016, 23:32:43 »
moin moin gummibaum,

ob es deine humorige Seite ist, oder wie hier die wunderbar tiefgründige, es ist für mich immer sehr beeindruckend, wie du deine Gedankenwelt in Worte fasst.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

cyparis

Re: versteinert
« Antwort #5 am: Oktober 11, 2016, 17:16:28 »
Die ganze Tragik des gefallenen (gefällten?) Riesen hast Du in Dein Gedicht gearbeitet, lieber gummibaum, daß es wieder erataunlich ist,, wie Du regelrecht in die Bilder hineinkriechst, um kongeniale Gedichte daraus entstehen zu lassen.
à la bonne heure!

Weiterhin gute Genesung
wünscht Dir grüßend

Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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