Autor Thema: Im Stadtpark  (Gelesen 1146 mal)

gummibaum

Im Stadtpark
« am: Oktober 23, 2016, 16:38:53 »
Der Park im Herbst, er trägt an alten Bäumen
im fahlen Nebel als Kontrast ein Bunt,
der Kronen Lichtes färbt auch schon den Grund
der feuchten Wiesen, die die Stämme säumen.

Die jungen Bäume aber, die man pflanzte,
sie weigern sich und geben noch nicht her
das Kräftige des Grüns und fordern mehr
von dem, der sich im kalten Dunst verschanzte.

Der Herbst indes belächelt ihr Gebaren,
die grüne Uniform der Jugendzeit:
Sie werden, wenn der Nebel fällt, erfahren,

dass sich der Park zur Nacht ein weißes Kleid
auch über Grünes streift, und was sie waren,
fällt lautlos ab, als wollten sie, es schneit…

Erich Kykal

Re: Im Stadtpark
« Antwort #1 am: Oktober 23, 2016, 19:44:01 »
Hi Gum!

Sehr schönes und stimmungsvolles Sonett, nur die Formulierung der letzten Zeile irritiert mich etwas: WER wollte, dass (auch das Fehlen dieses "dass" stört mich) es schneit? Die jungen Bäume doch wohl kaum, die halten sich ja noch an ihrem Grün fest. Wer also dann? Ergibt für mich so keinen logisch nachvollziehbaren Sinn, sorry.

Für mich stimmige Alternative: "fällt lautlos ab, wenn es darüber schneit."

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Im Stadtpark
« Antwort #2 am: Oktober 23, 2016, 20:44:09 »
Hallo Erich,

danke für dein Lob. Ich bekomme in letzter Zeit vermehrt Rückmeldungen darüber, dass Leser meiner Gedichte etwas nicht verstehen.

Der letzte Vers ist hier etwas ironisch. Die nebelfreie Nacht wird kalt. Die abgefrorenen, mit Raureif überzogenen Blätter ähneln im Fall Schneeflocken. So hat es (aus Sicht des vorausblickenden Herbstes) den Anschein, als wollten die jungen Bäume, die sich der Laubfärbung und allmählichen Auslichtung widersetzen, Ihr Blattwerk dem Effekt eines wirkungvollen Schneiens weihen.

LG g

Curd Belesos

Re: Im Stadtpark
« Antwort #3 am: Oktober 24, 2016, 00:04:18 »
moin moin gummibaum,

mit Freude habe ich dein Gedicht gelesen, wenn das Verstehen auch erst nach deiner Erklärung kam.

Doch mit noch größerer Freude habe ich mitbekommen, dass die Zeit der Kleinschreibung vorbei ist.

Von Herzen wünsche ich dir einen positiven Gesundungsverlauf.

Gute Nacht,

schreibt Curd  :)
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

gummibaum

Re: Im Stadtpark
« Antwort #4 am: Oktober 24, 2016, 13:16:17 »
Schön, lieber Curd, von dir zu lesen. Die Verständnisprobleme kann ich verstehen. Erichs Variante ist leichter verständlich, doch macht sie eine andere Aussage.

Die Großschreibung bekomme ich mittlerweile allein mit der Spanne Daumen-Mittelfinger der rechten Hand hin, aber die linke Hand am heilenden Arm wirkt auch schon häufiger mit.

Alles Liebe
gummibaum

cyparis

Re: Im Stadtpark
« Antwort #5 am: Oktober 24, 2016, 13:25:54 »
Lieber gummibaum,
Ein wunderschönes Gedicht, das man immer und immer wieder lesen muß.
Die Enjambements tun ein Übriges - der Lesefluß isst ein Genuß.
Daumen hoch!

Liebe Genesungswünsche und Grüße
vonCyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re: Im Stadtpark
« Antwort #6 am: Oktober 24, 2016, 14:26:11 »
Danke, cyparis. Das "isst" zeugt von Speichelfluss.

LG g

Erich Kykal

Re: Im Stadtpark
« Antwort #7 am: Oktober 24, 2016, 17:04:42 »
Hi Gum!

Ich verstehe dein Bild, allerdings wird der Leser, wenn du nur "es schneit" schreibst, automatisch an Schnee denken. Du müsstest zum klaren Verständnis irgendwie einfügen, dass es quasi "Blätter schneit". Ohne diese kleine, aber wichtige Zusatzinfo bleibt das Bild verwirrend, und man muss lang nachdenken, um - wenn überhaupt - drauf zu kommen, was gemeint ist.  ;)

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Im Stadtpark
« Antwort #8 am: Oktober 25, 2016, 18:56:38 »
Lieber gummibaum,

Zitat:
Das "isst" zeugt von Speichelfluss.

oh, ich Dussel! :-*

Liebe Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Im Stadtpark
« Antwort #9 am: Oktober 25, 2016, 19:06:12 »
zB: "fällt lautlos ab, als ob es Blätter schneit."

So wäre das Bild klar.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.