Als deine guten Wünsche mich erreichten,
trug ich bereits die Schlinge um den Hals
und Priesters Amen zierte längst mein Beichten:
Mir war vergeben für den Fall des Falls.
Du konntest mich nicht vor dem Galgen retten,
wie immer, kamst du wieder mal zu spät.
Auf deinen Zeitplan hielt ich immer Wetten
und fuhr die Ernten ein, die du gesät.
Durch dich war ich ein reicher Mensch geworden,
trug in mir Liebe, Freude, Weh und Hass
und Leidenschaften bis zum Überborden
wie junger Wein aus viel zu vollem Fass.
Du gabst mir keine Chance zum Abschiednehmen
und kommst wahrscheinlich nie zu mir ans Grab,
dein Leben ist besetzt von andern Themen:
Was uns verband, bleibt ganz allein mein Hab.
19.06.2016