Ach, Evchen, hältst du so die Liebesschwüre?,
fragt mein Tenor dich bang und sehnsuchtsvoll.
Nach unsrer heißen Liebesouvertüre
auf einmal solch ein herzzerreißend Moll?
Sag, grüßte mich nicht vom Orchestergraben
dein süßer Geigenton verheißungsfroh,
dass dir mein Herz gleich musst entgegentraben
und hellauf jauchzte im Fortissimo?
Gedenkst du noch der Nacht vor deiner Pforte,
wo sich so schön ein Geigenschlüssel dreht?
Du senktest deine Lider ohne Worte,
und ich war dir ein scheuer Interpret.
Dann folgten Wochen, so von Glück durchdrungen,
ganz Nibelungen-Götterfreuden gleich.
Wie innig, Evchen, hieltst du mich umschlungen,
und unser Himmel war ein Geigenreich.
»Auf ewig dein!« So schriebst du ins Libretto,
von Moll war keine Rede, nur von Dur.
Nun spielst du falsch! Wen hast du denn in petto?
Den Rechtsverdreher? Diesen Doktor jur?
Weißt du es schon? Ich werd demnächst Professor
im Fach Tenor am Mozart-Institut.
Geliebtes Evchen! Pfeif auf den Assessor
und komm zurück. Dein Kammersänger Knut.