Versuch über die Grundgesamtheit

[Sufnus]

Erste Fassung:

Versuch über die Grundgesamtheit

Wir bunten Tiere sind Lose
in einer Lotterie,
die Ziehung ins Numinose:
ohne Gewinngarantie.

So tragen wir Nummern statt Seelen
und beten stochastisch ins Glück
und wenn wir die Ziehung verfehlen:
Flugs in den Lostopf zurück!

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2. Fassung:

Versuch über die Grundgesamtheit

Wir bunten Tiere sind Lose
in einer Lotterie,
die Ziehung ins Numinose:
ohne Gewinngarantie.

So tragen wir Nummern statt Seelen:
Stochastischer Kyrie-Sang.
Und wenn wir die Ziehung verfehlen:
Lostopf meint Hoffnungszwang!

[Erich Kykal]

Hi Suf!

Interessanter Text. Einzig: Wer ist mit den "bunten Tieren" gemeint? Wir alle?

Wenn ja, besagst du, dass das Schicksal unvorhersehbar ist, wir aber immerzu einem "guten" nachlaufen, auf den "großen Wurf" hoffend, blind für das, was wir bereits hätten, liefen wir nicht immerzu dem goldenen Kalb nach ...

Gern gelesen! 

LG, eKy

[Sufnus]

Hi eKy!
Danke für den Kommentar und die Deutung. Der Text soll wieder einmal unterschiedliche Lesarten zulassen - ein Impulsgedicht für wechselseitigen, zugewandten, geistigen Austausch.
Wobei ich mit dem Schlussbild wegen des Logikfehlers noch nicht ganz happy bin... wenn wir eine Ziehung verfehlen, sind wir ja offensichtlich im Lostopf zurückgeblieben (zumindest wenn das Ganze so abläuft, wie eine klassische Lottoziehung). Dann ergibt aber die letzte Zeile keine rechten Sinn...  naja... ich habs mal hier eingestellt, damit ich es nicht vergesse. Aber da wird noch Nachbearbeitung nötig sein...
LG!
S.

[AlteLyrikerin]

Lieber Sufnus,


das ist zwar nicht meine Sicht auf unsere Existenz, aber sicherlich eine der möglichen. Dennoch gefallen mir die Metaphern und der wehmütig ironische Ton. Auf das Problem mit der verfehlten Ziehung hast Du ja schon hingewiesen. Wie wäre es, wenn Du die gezogenen Nieten immer wieder in den Lostopf zurück werfen ließest?
Gerne gelesen, AlteLyrikerin.

[Eleonore]

Hallo Sufnus,

in der großen Schicksalstrommel hocken wir ja alle.
Dann kommen die diversen Glücksfeen und - ritter und -zufälle
und holen uns da heraus.
Aber irgendwie werden wir ja auch immer wieder reingeschmissen .... --
zur nächsten Runde noch in diesem Leben.

zu der Unklarheit id letzten zwei Zeilen:
....vllt sowas in der Art wie
"und wenn uns die ... Glücksritter - hände - o.ä. verfehlen
bleiben wir im Kessel zurück.

Schon neugierig, wie Du das lösen wirst.

lG Eleonore

[gummibaum]

Witzig, lieber Sufnus. Darum stellen wir die Sinnfrage und scheitern an ihr.

Gern gelesen.
LG g

[stephanus mall]

Lieber Sufnus,
ich denke Dein Ansatz berühert zutiefst die
Frage nach dem Glück, Du sprichts es ja sogar
offen an.
Es ist die Jagd nach dem Glück die mit Deiner
imaginären Lostrommel gemeint zu sein scheint.
Aber ist das Glück wirklich das Wichtigste, oder
ist das Streben danach nicht eher ein Indiz der
Verzweiflung über fehlenden Sinn im Leben. W. Schmid
hat diese These aufgebracht und ich denke es bestätigt
Deine Allegorie der Lostrommel. Der Sinn kann dann das
Glück mit sich bringen, eine Garantie gibt es dafür aber
nicht.
Insofern bleibt es am Schluss doch die Lostrommel in der
wir wieder landen, aber die Gewinnchance ist um Zehnerpotenzen
höher, wenn wir die Frage nach dem Sinn beantworten können.
Auf jeden Fall ein interessanter Ansatz den Du da in die Zeilen
gepackt hast.
Beste Grüße
stm

[Sufnus]

Hey Ihr Lieben!!!
Vielen Dank nach längerer Inkubationspause für Eure zahlreichen Anmerkungen, Belobigungen und Ideen!
Ich habe jetzt mal an dem "Logikfehler" der ersten Fassung gebastelt... bin noch nicht 100% happy, aber so kann es jetzt mal künftiger Bearbeitungen harren...
LG!
S.