Autor Thema: Dein letzter Tag  (Gelesen 1002 mal)

MeineEigeneWelt

  • Gast
Dein letzter Tag
« am: Februar 17, 2016, 20:33:44 »
Dein letzter Tag

Wär für heut dein Ende angesagt,
dein Leib schon bald nicht mehr gefragt;
deine Stimme morgen nimmer klingen würd,
wie säh er aus, dein letzter Tag?

Beten, bis ich Gottes Frieden begegne?
Saufen, dass ich den Tod nicht mal erlebe?
Danken und genießen, was das Leben alles schenkte
oder verzweifeln bei der Sinnesfrag?

Du wartest bis die Uhren schweigen,
doch willst, dass lebend Seelen weilen.
Alles weicht, ja weicht von deiner Seit,
niemanden intressiert nur eine Klag.

Die alten Tage waren übergut und wunderbar,
kein Wort ist´s wert der Beschreibung, was war.
Stille wird zum neuen besten Freund,
er lädt dich ein, in sein Zuhaus, in einen Sarg.

Scheint, als hättst du nur ne hölzerne Kiste verdient -
dein Individuum, dein goldenes Herz ist bedient.
Ein Mensch wie jeder andere und doch ein Einzelstück,
man fragt dort irgendwo nach einem Geldbetrag.

Stopp - du rätselt um die Existenz,
bis du kein Sonnenlicht mehr empfängst.
Du vertrödelst Zeit mit unendlichen Gedanken,
bis sie unter gehn in den Straßen von Prag.

Geh hinaus - schrei in die Welt, wer du bist,
sieh Enttäuschungen nicht als Gift,
nimm alles mit was geht,
weil der Wind deine Asche in Sekunden verweht.

19.01.2016


Inspiration: http://www.phantasieraum.de/forum/picture-poetry-wettbewerb-januar-2016/14784-start-bild-ppw-januar-2016-a.html

gummibaum

Re: Dein letzter Tag
« Antwort #1 am: Februar 18, 2016, 00:43:41 »
Hallo MeineEigeneWelt,

das Bild, nach dem du gearbeitet hast, ist ein recht unruhiges Stilleben. Dieser bunten Widersprüchlichkeit entspricht das Gedicht. Mag sein, dass das beim Wettbewerb honoriert wird. Ich drücke dir die Daumen.

Für mich ist  -in der Art von Slam-  zu viel hineingestopft, selbst wenn es natürlich verständlich ist, dass die Todeserwartung die Gedanken vor und zurück und im Kreis herum jagt. Der Bewusstmachung ("Stopp"), dass alles Denken nur Zeitverschwendung ist, folgt kein für mich ernstzunehmender Alternativ-Vorschlag mit dem "schrei...wer du bist". Auch "Prag" scheint mir willkürlich an diese Stelle gesetzt.   

Mit Interesse gelesen

LG gummibaum
« Letzte Änderung: Februar 18, 2016, 00:50:55 von gummibaum »

cyparis

Re: Dein letzter Tag
« Antwort #2 am: Februar 18, 2016, 17:36:56 »
Liebe Lara,


ich schließe mich gummibaum an.
Auch habe ich den Eindruck, daß Dein Gedicht sehr spontan-impulsiv entstanden ist, gleichsam aus dem Bauch heraus und ohne lange Überlegung. Auch die Reime (Nicht-Reime) und Assonanzen sprechen dafür.
Prag - Der Student von Prag? Der Golem? Oder gar eine selbstgemachte düstere Erfahrung?

Ich sehe in dem Bild eher einen etwas aus der Form geratenen Fußball.
Hätte Dir das nicht näher gelegen?

Lieben Gruß und beste Wünsche
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

MeineEigeneWelt

  • Gast
Re: Dein letzter Tag
« Antwort #3 am: Februar 18, 2016, 20:50:02 »
Hallo ihr beiden,

hier die Beschreibung, was mich zu diesen Gedanken gebracht hat: Ich habe auf xys wundervollen Bild sofort die vielen kleinen Bläschen entdeckt, die ich mit vielen verschiedenen Träumen verbunden habe. Diese Träume können jederzeit zerplatzen, weil das Leben urplötzlich von Grund auf anders wird. Von heute auf morgen. Was ist, wenn uns heute gesagt wird, dass wir noch einen Tag zu leben haben? Was machen wir dann? Was denken wir? Freuen wir uns eventuell sogar? Ist es uns total egal? Das Bild ist in der Mitte rosa, lila, blau - hell. Von Außen nähert sich die Schwärze, die Dunkelheit, langsam. Doch ganz klein steht noch geschrieben "Glück". Einen kleinen Funken Hoffnung gibt es also doch noch? Jedoch ist dieser Hoffnungsschimmer gleich neben einem schwarzen Sog zu finden. Können wir es noch ergreifen?
Wir stehen mitten drin, während alles um uns herum weiter geht, auch wenn wir denken, alles steht still. Es hindert die Welt nicht daran sich zu drehen, nur weil einer von uns nicht mehr da ist. Sie schert sich nen Dreck darum. Das habe ich mir bei den ganzen Kreisen auf dem Bild gedacht. Weil sich eben alles weiterdreht und Erde, Kugel, Kreis und so... Doch wir haben Einfluss auf unsere Welt, denn irgendetwas hinterlassen wir in unserem Leben immer. Sei es auch noch so kurz gewesen. Wir können sie gestalten mit verschiedenen Farben, Zeichen,...
Und der Schluss meines Gedichtes ist eigentlich ganz simple. Er basiert natürlich auf dem Gedanken, den das Gedicht dem Leser vermitteln sollte: Lebe und tu - wenn du tot bist, kannst du nicht mehr zurück, deine Asche verweht der Wind im Nu.
Wir leben Jahre, doch in Sekunden ist alles vorbei. Wir sind plötzlich Vergangenheit. Deshalb lebe und nimm alle Erfahrungen, die du machen kannst, mit. Sie werden dich lehren. Irgendwann ist es nämlich vorbei und das kann schließlich jeden Moment sein. Ein plötzlicher Herzstillstand z.B., kann jedem passieren, egal welchen Alters.


Ich verstehe eure Gedanken, Prag ist reimgeschuldet und wirklich spontan entstanden.

PS: Das Gedicht wurde mit zwei anderen Erster.

Vielen Dank für eure tolle Kritik!

Liebe Grüße
MEW

cyparis

Re: Dein letzter Tag
« Antwort #4 am: Februar 18, 2016, 21:13:55 »
Gratulation, liebe Lara!

Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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gummibaum

Re: Dein letzter Tag
« Antwort #5 am: Februar 18, 2016, 21:40:07 »
Gratulation auch von mir.