Ich lebte in Afrika, aber ein weißer Züchter, der sich dort umtat, nahm mich mit nach Europa. Er zahlte der armen Familie ganz gut, denn er brauchte meine afrikanische Zähigkeit. Schon auf dem Schiff lernte ich das Kraftfutter kennen, das ich seither fressen muss.
Ich kannte ja nur den kargen Boden. Oft liefen wir, Tier und Mensch, den ganzen Tag und suchten nach Nahrung. Wenn meine Schwester gemolken wurde, kam wenig aus dem mageren Euter. Die schwarzen Kinder hatten selten genug Milch zu trinken, denn etwas davon musste verkauft werden, um an Geld zu kommen.
Seit ich nun hier bin, habe ich nur noch die Kuhattrappe zu besamen. Meine vielen Töchter stehen kauend in den Boxen der großen Hallen und produzieren, was die Melkmaschinen und die Biogasanlagen haben wollen.
Ich hörte, dass viel billiges Milchpulver aus Überschüssen nach Afrika geht, und dass dort niemand mehr die frische Milch trinkt. Kühe, wie meine Schwester, sollen als Ledergürtel in den neuen Touristenläden zu kaufen sein.