Autor Thema: Fatum  (Gelesen 1278 mal)

cyparis

Fatum
« am: Februar 10, 2015, 17:34:07 »
Mir war's, als sei die ganze Welt erhellt.
Es glomm ein Licht beim Blick in seine Augen.
Ich konnte sehen, daß zum Glück sie taugen.
Noch wollt ich nicht, daß jede Schranke fällt.

Hätt's doch das Leben anders angestellt!
Es wollt mich wringen, wollt mich gründlich laugen.
Rein wollt ich's nicht. Ich wollt des Glückes Rauken.
Zu guter Letzt hat mich das Los geprellt.

Ist wahrlich jetzt schon lange her und fern.
Seit allzu vielen Jahren fehlt der Mut.
Trau ich den Träumen auch noch allzugern:

Trag nie mehr Halt in eigner, wilder Glut.
O, wäre dort im hellsten Himmelsstern
Tagtäglich eines mir: Sein junges Blut.






15. April 2014

« Letzte Änderung: Februar 22, 2015, 15:36:44 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Seeräuber-Jenny

Re:Fatum
« Antwort #1 am: Februar 10, 2015, 18:15:41 »
Liebe cyparis,

sehnsuchtsvolle Gedanken in Verse zu fassen - welche Form wäre dazu besser geeignet als das Sonett? Deines ist sehr schön geworden.

Allein die Inversion "Es wollte wringen mich" erscheint mir zu gedrechselt und ich hätte einen Vorschlag: "Es wollt mich wringen, wollt mich gründlich laugen."
Auf diese Weise hättest du in Z 2 zweimal den Willen des Schicksals, in Z 3 zweimal deinen eigenen Willen kundgetan.

"Seit allzuvielen Jahren fehlt der Mut." - Wozu? Dich dem Geliebten von damals zu guter Letzt hinzugeben? Oder den Blick auf ein neues "Objekt der Begierde" zu richten?
Nur zu! Du bist attraktiv, geistreich und liebenswert. Das rät dir Eine, die dem jungen Blut nunmehr entsagt hat.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Februar 10, 2015, 18:21:45 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

gummibaum

Re:Fatum
« Antwort #2 am: Februar 10, 2015, 18:31:57 »
Ich meine, es schon einmal gelesen zu haben. Aber das macht nichts. Es ist einfach gut. Nein, es ist sehr gut, cyparis!

LG gummibaum

cyparis

Re:Fatum
« Antwort #3 am: Februar 10, 2015, 18:53:33 »
Liebe Jenny,

herzlichen Dank für die aufmunternden Worte! Deine Anregung hab ich sofort übernommen, klingt jetzt viel besser!
Wie lange  D e i n e  Abstinenz wohl währen mag? ;)


Lieber gummibaum,

Du hast es in Poetry kommentiert.
Schön, daß Du es auch hier gelesen hast.


Euch liebe Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Fatum
« Antwort #4 am: Februar 10, 2015, 20:14:31 »
Hi, Cypi!

Ein wunderschönes, melancholisches Sonett - mir ist, als kennte ich es schon, vielleicht von LyriKern? Jedenfalls eine tolle Leistung: Sonett + Akrostichon, und zwar so gut gewoben, dass es nicht auffällt!

Ein paar Tipps hätt ich aber dennoch:


Mir wars, als sei die ganze Welt erhellt. "war's" - Bei "es" würde ich doch noch das Stricherl nehmen, so wie du auch bei S2Z1 getan.
Es glomm ein Licht beim Blick in seine Augen.
Ich konnte sehen, daß zum Glück sie taugen.
Noch wollt ich nicht, daß jede Schranke fällt.

Hätt's doch das Leben anders angestellt!
Es wollt mich wringen, wollt mich gründlich laugen. Wie wäre es mit "pauken" im Sinne von Verhauen statt "laugen"? Der Reim wäre rein ...
Rein wollt ich's nicht. Ich wollt des Glückes Rauken. Verständlichere Altern.: "Ich wollt's nicht pur, ich wollte Glückes Rauken."
Zuguterletzt: Das Schicksal hat geprellt. Schöner: "Zu guter Letzt hat mich mein Los geprellt."

Ist wahrlich jetzt schon lange her und ferne. Hier rate ich zu weiblicher Kadenz. Die Terzette lesen sich runder.
Seit allzuvielen Jahren fehlt der Mut. "allzu vielen" auseinander.
Trau ich den Träumen auch noch allzugerne:

Trag nie mehr Halt in eigner, wilder Glut.
O, wäre dort im hellsten Himmelssterne
Tagtäglich eines mir: Sein junges Blut. Wunderschön formuliert!


Sehr gern gelesen! Wenn ein totes Herz so schön dichten kann, was hat es wohl vermocht, als es noch sehnte??? ;) :)

LG, eKy



Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

charis

  • Gast
Re:Fatum
« Antwort #5 am: Februar 14, 2015, 10:06:55 »
Wunderschöne Dichtkunst und sehr berührend, liebe Cyparis!
Der letzten beiden Zeilen gefallen mir ganz besonders!
Sehr sehr gerne gelesen!!
Lieben Gruß
charis

wolfmozart

Re:Fatum
« Antwort #6 am: Februar 14, 2015, 14:39:38 »
Sehr authentisch, sehr gefühlvoll!

Gern gelesen

wolfmozart

Aspasia

  • Gast
Re:Fatum
« Antwort #7 am: Februar 15, 2015, 10:13:14 »
Liebe Cyparis,

wie tiefbefriedigend muss die Bestätigung sein, sich in einem Menschen nicht getäuscht zu haben! Ich kann die Fähigkeit zur Menschenkenntnis nur bewundern, denn mir ist sie völlig versagt.

Habe das Gedicht ebenfalls gerne gelesen.

Lieben Gruß
Aspasia

cyparis

Re:Fatum
« Antwort #8 am: Februar 22, 2015, 15:41:35 »
Lieber Erich,

Wie wäre es mit "pauken" im Sinne von Verhauen statt "laugen"? Der Reim wäre rein ...

habe ich nicht übernommen, das erinnert mich zu sehr an Schülerzeiten! ;)
"Ich wollt's nicht pur, ich wollte Glückes Rauken."
Kann ich leider, leider nicht übernehmen, weil der Vers mit "R" beginnen  m u ß!

Aber alles andre habe ich wohl 1:1 übernommen.
Hab Dank für die Mühe und das Lob!


Liebe charis, lieber wolfmozart und liebe Aspasia!


Ich habe mich so über Eure Kommentare gefreut!
Beweisen sie mir doch einmal mehr, daß die Wiese kein sinn- und wortloser  bzw. wertloser Dichtertreffpunkt war, ist oder sein wird.* :)


Euch allen die herzlichsten Grüße
von
Cyparis







*
wie a.a.O. dreist behauptet:



 
Dabei seit: 01/2014
Beiträge: 2.698


   
So sehe ich das auch, lieber Richard... Beachtung steigert unverhohlene Häme...

Wie gesagt: es scheint sich dort um ein eher Wort- und auch ideenloses Forum zu handeln.

.....

Anna
« Letzte Änderung: Februar 22, 2015, 16:19:17 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
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copyright auf alle Texte