2. Version:
Traumfänger
Während durch die Talprärien
große Büffelherden ziehen,
steht der Häuptling und Schamane
auf dem Berg im Geisterwahne.
Hält in seinen alten Händen,
böse Mächte abzuwenden,
einen Reif aus Weidenruten,
reich geschmückt für alle guten.
Plötzlich spüren seine Sinne
einen Geist in einer Spinne,
denn ein Wesen mit acht Füßen
spricht in heiligen Ergüssen.
Es ist Iktomi, der Geister
weiser Trick- und Zaubermeister,
der den Weidenring des Alten
froh ergreift, ihn zu gestalten.
Spinnt darin nach Spinnensitte
nun ein Netz vom Rand zur Mitte.
Kunstvoll ist die Form getroffen,
nur die Mitte lässt er offen.
Gibt dem Alten das Gebilde
weiht ihn ein, wie sein Gefilde,
in ein Lebensrad gekleidet,
sorgsam nachts die Träume scheidet:
„Merk, dies Netz hat das Verlangen,
stets die guten einzufangen,
alle schlechten aber schweben
durch das Loch vorbei am Leben.“
Dieses ist dem Häuptling teuer,
kündet’s bald am Lagerfeuer.
Und man bastelt Traumesfänger,
lächelt träumend und schläft länger.