Autor Thema: Ewige Liebe  (Gelesen 1357 mal)

Erich Kykal

Ewige Liebe
« am: Dezember 10, 2014, 19:58:16 »
Du sagst so oft, dass wir zusammenblieben,
vereint in Treue jetzt und immerdar,
und glaubst die Worte unverbrüchlich wahr,
von keines Lebens Wechselbad zerrieben.

So golden hast du unser Glück beschrieben,
der Jahre Miteinander, wunderbar
und reich an Künftigem, als wäre klar,
dass nichts uns trüben kann, solang wir lieben.

Doch wenn wir dieses Himmelreich erwürben,
wir stünden still und wollten darum so
ein Leben nicht, um das wir täglich stürben,

erstarrt in Masken, traurig oder froh.
Die Zeit muss alles Fühlende zermürben,
und jeder Wille kennt sein Waterloo.
« Letzte Änderung: September 08, 2023, 11:28:49 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

charis

  • Gast
Re:Ewige Liebe
« Antwort #1 am: Dezember 12, 2014, 12:09:06 »
Lieber Eky,
Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich dein Gedicht ein bisschen umgeschrieben habe,
inspiriert von deinen philosophischen Gedanken in  "Buddha in dir..." ;)

Du sagst so oft, dass wir zusammenblieben,
vereint in Treue jetzt und immerdar,
und glaubst die Worte unverbrüchlich wahr,
von keines Lebens Wechselbad zerrieben.

So golden hast du unser Glück beschrieben,
der Jahre Miteinander, wunderbar
und reich an Künftigem, als wäre klar,
dass nichts uns trüben kann, solang wir lieben.

Auch wenn wir dieses Himmelreich erwürben,
wir stünden still, ob traurig oder froh,
erstarrt im Wollen. Wenn wir täglich stürben,

zerfielen all die Masken stets. Nur so,
von nichts verführt, nichts könnte uns zermürben -
Die Liebe hätte nie ihr Waterloo.


Lieben Gruß
charis
« Letzte Änderung: Dezember 12, 2014, 12:19:17 von charis »

cyparis

Re:Ewige Liebe
« Antwort #2 am: Dezember 12, 2014, 13:04:51 »
Lieber Erich,

ich saß gestern Nacht stundenlang vor Deinem Gedicht.
Oft warte ich die Kommentare anderer Leser ab, bevor ich mit meinem Kniefall vorpresche.

Die Variation, die charis uns bietet, ist nicht übel, aber ich weiß nicht, ob sie den Sinn nicht doch - ähnlich der Rotverschiebung - ein wenig ändert, oder nenn es statt Sinn auch Aussage oder Bedeutung.


Wie immer tief beeindruckt:
Cyparis


mit lieben Grüßen


Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Ewige Liebe
« Antwort #3 am: Dezember 12, 2014, 15:33:20 »
Hi, Charis!

Danke für diese entzückende Umdeutung! ;)

Hi, Cypi!

Charis hat die Aussage nicht nur geändert, sondern praktisch umgedreht: Meine Version postuliert, dass auch Liebe Illusion ist und vergänglich, Charis Zeilen sagen aus, dass alles Illusion sein mag, nur eben die Liebe nicht. ;D
Wer je verzweifelt, aber einseitig und hoffnungslos geliebt hat, oder wer schon ein paar Ehen hinter sich hat, weiß natürlich, was eher zutrifft ...  ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Koollook

Re:Ewige Liebe
« Antwort #4 am: Dezember 14, 2014, 16:30:11 »
Hallo Erich,

technisch hab ich natürlich nichts auszusetzen, da lieferst du wie immer ohne Fehl und Tadel ab.
Aber inhaltlich denke ich, dass du hier die Schuld am Verrinnen der Liebe zu sehr auslagerst und auf die Zeit abwälzt.
Es scheint fast so, als hätten die Liebenden keine Schuld oder keinen Verdienst am Scheitern oder Verbleiben der Liebe.
Es ist mir alles zu fatalistisch zu endgültig, aber gerade damit erreicht das Gedicht seine Stärke. Es ist, wenn man sich dem Schicksalglaube fügen kann, unglaublich kraftvoll und vertröstend. Insofern fängst du eine Stimmung auf, der ich nicht zustimme, die aber in sich sehr gelungen dargestellt ist.

Schönen Gruß
koollook

Erich Kykal

Re:Ewige Liebe
« Antwort #5 am: Dezember 14, 2014, 18:29:40 »
Hi, Koollook!

Gute Lyrik (und ich hoffe, meine gehört da dazu) lebt davon, Stimmungen mit den rechten Worten einzufangen und sie weiterzuvermitteln, indem das gehörte Wort Bilder erzeugt, die immer auch  Gefühlsbilder sind.
Meine Gedichte erheben keinen Anspruch auf allgemeine philosophische Gültigkeit, noch postulieren sie für sich die umfassende Behandlung aller logischen Aspekte einer Thematik. Sie sind Momentaufnahmen von Befindlichkeiten, weiter nichts.
Was immer der Leser davon mitnimmt, ist sein Belang und seine Entscheidung. :)

Vielen Dank für deine Grdanken!

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 27, 2022, 09:29:40 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.