Heute bin ich voll Toskana

[Erman]

Ich schreibe für dich ein Lied:
Seit neun Tagen schleife ich filigrane Details,
schnüre, verknüpfe – doch es wird nichts aus der Halskette.
Na schön, es geht nicht weiter,
ein Mars-Rhythmus hält mich gefangen.

Ich werde mein Piano verbrennen,
es – wie die Wikinger ihre Schiffe – dem Fluss überlassen
und ihm hinterher trauern: Der Teufel soll es holen!

Komm, wechseln wir den Planeten!
Morgen gebe ich eine Anzeige auf.

Auf der Himmelskarte sind wir ein Punkt.
Der Mond glänzt wie ein Medaillon.
Stell Barrikaden auf vor deinem Bett!
Bald spähe ich wie ein Grimm
und lasse ein Bataillon von Sternen antreten.

Heute bin ich voll Toskana!
Doch dir ist das egal,
du horchst nur in deine Kissen,
drückst die Seide wie eine Zange, presst dich an sie
und denkst an Unmoralisches.

Wieder habe ich von deinem Rücken geträumt.
Warum hast du mich geweckt?
Ich war so nah an der Kehrseite des Lebens.
Zweifelst du am Leben von früher?
Nur zu, lach nur!
Schenk mir ein, noch ein Glas für meine schwarze Seele.
Ein Samen keimt in meiner Brust.
Was wird daraus erwachsen, ein Baum?
Sag es mir, damit ich es weiß!

[cyparis]

Hallo, lieber Erman, Du seltener Gast:


Das ist ja ein schier überwältigendes Lied!
Nicht homerisch, eher wie ein Psalm.
Mir kommt alles sehr harmonisch gestaltet vor, ich wüßte nichts, was verändert werden müßte.

Der Titel im Text sticht sehr hervor und weist Wege in viele Richtungen.
Die jetzt eher gedämpfte Leidenschaft (gegen Deine früheren Gedichte) bringt eine gewisse Ruhe in die doch noch spürbare Liebesverzweiflung.

Habs gern gelesen!

Und - bitte - mach Dich nicht so rar!


Herzlichen Gruß
von
Cyparis

[Daisy]

Lieber Erman,

mit einem wunderschönen Text stellst du dich endlich wieder ein, das freut mich sehr! 

Deine Gedichte sind geheimnisvoll und verfügen über einen ganz speziellen Reiz.
Sie sind wie exotische Blüten und durch den besonderen Stil gleich als deine Werke zu erkennen.

An diesem bezaubernden Gedicht gibt es nur eine winzige Kleinigkeit, die für meinen Geschmack noch korrigiert werden könnte.
Ich würde "...wie eine Zange..." weglassen und schreiben:

...drückst die Seide, presst dich an sie
und denkst an Unmoralisches.

So würde diese Stelle - das ist natürlich nur meine Meinung - eine zärtlichere und noch erotischere Note bekommen.

Für mich ist dieses Gedicht ein echter Hingucker!

Liebe Grüße
Daisy

[cyparis]

Liebe Daisy -


wenn es feine Kommentare gibt:

Deiner legt Zeugnis davon ab.


Bewundernd:
Cyparis

[Curd Belesos]

moin moin Erman,

"...drückst die Seide, presst dich an sie
und denkst an Unmoralisches.

So würde diese Stelle - das ist natürlich nur meine Meinung - eine zärtlichere und noch erotischere Note bekommen. "

Nein, das ist nicht nur die Meinung von Daisy, es ist auch meine.

Deine niedergeschriebenen Gedanken beeindrucken mich sehr. Es ist selten, dass mich etwas so stark anspricht.

Allein:
Wieder habe ich von deinem Rücken geträumt.
.........
Ich war so nah an der Kehrseite des Lebens.

phantastisch.

Einen anerkennenden Gruß aus dem Land der Holsteiner.

CB