Autor Thema: Vorbei  (Gelesen 961 mal)

cyparis

Vorbei
« am: September 03, 2014, 01:39:46 »
So kleidet sich Gelübde in ein Wort -
warst Du  nicht eben noch an meiner Seite?
Gelobten wir im Grünen uns nicht unsre Freite?
Und Du - Du bist mir seit so vielen Jahren fort.

Dein Ewig, Liebster, werde ich nicht sehn.
Mir bleibt das lahme Alltagsklagen,
nur das am roten Grabesrandversagen.
Und das dennoch so Lebendüberstehn.

Ich setze langsam meine Schritte.
Das Schultern fällt mir, einsam, schwer.
Mir fehlt die langbegrabne Mitte.

Ich sehe Dich und finde Dich nicht mehr.
Mir bleibt nicht Klage, bleibt nicht Bitte.
Ich stehe stumm. Und ich bin leer.









o3. September 2014

ad hoc


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Von Erich Kykal verfeinerte Fassung:




So kleidet sich Gelübde in ein Wort -
warst Du nicht eben noch an meiner Seite?
Gelobten wir darob uns nicht die Freite?
Und bist Du nicht seit vielen Jahren fort?

Dein Ewig, Liebster, werde ich nicht sehn.
Mir bleibt allein das lahme Alltagsklagen,
nur das am roten Grabesrandversagen
und das so eben lebend Überstehn.

Ich setze langsam meine müden Schritte.
Der Lasten Schultern fällt mir, einsam, schwer.
Mir fehlt so sehr die langbegrabne Mitte.

Ich sehe Dich und finde Dich nicht mehr.
Mir bleiben keine  Klagen, bleibt nicht eine Bitte.
Ich stehe stumm. Und ich bin tränenleer.

« Letzte Änderung: September 03, 2014, 17:13:32 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Vorbei
« Antwort #1 am: September 03, 2014, 09:37:30 »
Hi, Cypi!

Ein sehr schönes Sonett. Es freut mich, dass ich nicht der einzige bin, der ab und an ein "antiquiertes" Wort noch zu Ehren kommen lässt! :)

Natürlich hat's leider wieder ein paar Zeilenunregelmäßigkeiten. Ich bringe alles mal auf fünfhebige Zeilen, wegen Sonett und so.


So kleidet sich Gelübde in ein Wort -
warst Du nicht eben noch an meiner Seite?
Gelobten wir im Grünen uns nicht unsre Freite? Zeile mit 6 Hebern zu lang. Altern.: "Gelobten wir darob uns nicht die Freite?"
Und Du - Du bist mir seit so vielen Jahren fort. Ebenfalls zu lang. Altern.: "Und Du - Du bist mir schon seit Jahren fort."

Dein Ewig, Liebster, werde ich nicht sehn.
Mir bleibt das lahme Alltagsklagen, Zeile mit 4 Hebern zu kurz. Altern.: "Mir bleibt allein das lahme Alltagsklagen,"
nur das am roten Grabesrandversagen.
Und das dennoch so Lebendüberstehn. "dennoch" unnatürlich betont. Altern.: "Und das so eben lebend Überstehn."

Ich setze langsam meine Schritte. Zu kurz! Altern.: "Ich setze langsam meine zagen Schritte."
Das Schultern fällt mir, einsam, schwer. Zu kurz. Altern.: "Der Lasten Schultern fällt mir, einsam, schwer." oder klarer: "Wer einsam ist, der schultert Lasten schwer."
Mir fehlt die langbegrabne Mitte. Zu kurz. Altern.: "Mir fehlt so sehr die lang begrabne Mitte."

Ich sehe Dich und finde Dich nicht mehr.
Mir bleibt nicht Klage, bleibt nicht Bitte. Zu kurz. Altern.: "Mir bleibt nicht Klage mehr noch zarte Bitte."
Ich stehe stumm. Und ich bin leer. Zu kurz. Altern.: "Ich stehe stumm, nur aufgebraucht und leer."



Ein sehr trauriges Gedicht, das aber nicht bloß weh tut, sondern Mitfühlen macht wie ein zärtliches Geschenk. Sehr gerne gelesen! :)

LG, eKy





« Letzte Änderung: September 03, 2014, 09:39:08 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Vorbei
« Antwort #2 am: September 03, 2014, 10:07:14 »
Lieber Erich,


wenn ich Dich nicht hätte!
Du Meister hast mir wieder den Weg gezeigt.
Ich stelle die überarbeitete Fassung (fast Dir getreu) unter das Original, damit die gourmets den feinen Unterschied sehen.

Hab südwestlichen Dank
von
Cyparis!
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Vorbei
« Antwort #3 am: September 03, 2014, 10:31:21 »
Hi, Cypi!

Leider muss ich nochmals:


So kleidet sich Gelübde in ein Wort -
warst Du nicht eben noch an meiner Seite?
Gelobten wir darob uns nicht die Freite?
Und Du - Du bist mir mir schon Jahren fort. Ein doppeltes "mir". Es fehlt noch ein Heber (mein Fehler): "Und Du? Du bist mir schon seit vielen Jahren fort." Sprachlich klarere Alternative: "Doch bist du nicht seit vielen Jahren fort?"

Dein Ewig, Liebster, werde ich nicht sehn.
Mir bleibt allein das lahme Alltagsklagen,
nur das am roten Grabesrandversagen Schreibe "Grabesrand-Versagen"
und das so eben lebend Überstehn.

Ich setze langsam meine müden Schritte.
Der Lasten Schultern fällt mir, einsam, schwer. Verständlicher wäre hier die andere von mir angebotene Version.
Mir fehlt so sehr die langbegrabne Mitte.

Ich sehe Dich und finde Dich nicht mehr.
Mir bleiben keine  Klagen, bleibt nicht eine Bitte. Wieder um einen Heber zu lang. Ich schlage erneut meine Version vor.
Ich stehe stumm. Und ich bin tränenleer. Sehr schön - besser gemacht als ich!


Tut mir leid, dass ich so lästig bin, aber ein so schönes Gedicht verdient Makellosigkeit! :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: September 03, 2014, 10:33:24 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Vorbei
« Antwort #4 am: September 03, 2014, 10:50:25 »
Erich!


Wie könntest Du jemals lästig werden!!!
Niemals.
Du hast das weitaus bessere Gespür für die Melodie in einem Gedicht.
Ich selbst bin viel zu subjektiv.
Im höchsten Grade bei ad-hoc-Gedichten.

Ich werde tapfer sein und nochmals modifizieren.


Hab Dank, Du Guter!



Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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