Ich kannte sie seit langen Zeiten
und doch nicht. Plötzlich ist sie neu.
Als ob sich meine Lider weiten,
erscheint die alte Anfangsscheu.
Die Wand ist wunderbar durchbrochen,
ein Fenster, das ich niemals sah,
zieht mich heran, und wie versprochen
ist jenseits etwas andres da.
Welche eine Farbe, nie gekostet,
erfüllt den einsehbaren Raum!
Wie war mein Blick doch früh verrostet,
beachtete, was nah war, kaum.
Zweitfassung:
Die Wand
Wir flochten uns dereinst ein enges Band.
Doch ging die Liebe irgendwann verloren.
Es keimte Hass, und gegen uns verschworen
versteinerten wir immer mehr zur Wand.
Wir merkten gar nicht, wo die Jahre blieben.
Wir stellten uns tagtäglich an die Wand,
um uns mit gnadenlos geübter Hand
für den Verlust der Liebe zu durchsieben.
Doch endlich waren wir nur noch Gespenster,
umkreisten hilflos uns im fahlen Licht
und sahen uns voll Trauer ins Gesicht.
Da zeigten unsre Wände plötzlich Fenster.
Und hinter ihnen lag ein großes Leid.
Doch tiefer war beim Einblick das Erbarmen.
Wir lagen uns ganz plötzlich in den Armen
und trugen uns in eine neue Zeit.