HI, Phönix!
Der Meinung von Koollook kann ich mich leider nicht so vorbehaltlos anschließen. Das Gedicht ist voller Fehler und sprachlicher Ungenauigkeiten. Wenn ich mal anmerken darf:
Ich sah Dich nicht nur nächtens ...
Dein Meißel trieb in Quaders Block. "trieb" bedeutet in dieser Konstruktion, es kommt von "treiben", und zwar wie auf Wasser! Du kannst den Meißel "in etwas hinein" treiben, allerdings ist hier der Meißel selbst das Subjekt, nicht das "du", was eine Passivkonstruktion verlangt: Der Meißel "wird (hinein(getrieben". Also entweder: "Du triebst den Meißel ..." oder "Dein Meißel wurde ... getrieben". Deine Version ist schlicht falsch. "Quaders Block" ist doppelt gemoppelt: Ein Block IST ein Quader. Das ist, als sagtest du: "Er geht in das Haus des Hauses"! Am Zeilenende müsste ein Komma stehen, die Folgezeile klein beginnen.
Den man aus hohen Berge brachte.
Der Hülle zu entreißen was dort in Komma nach "entreißen". Zeile unmetrisch abgeteilt.
Tiefen ruht, verborgen ist. Gestalt Es muss heißen: "Ihm Gestalt zu geben, es zu befreien, trieb dich an."
zu geben es befreien trieb dich an.
Unermüdlich. Nach, jenen Tagen "Du warst unermüdlich." Komma am Zeilenende, nicht vor "jenen"!
wo Schweiß in Blut sich mischten. "wo" ist hier unschön. Besser: "als". Es muss heißen: "Schweiß und Blut". Statt Punkt am Zeilenende besser Bindestrich als inhaltliche Überleitung.
Der letzte Schlag. Ein Funken blitzte. "Ein Funke blitzte."
War´s getan? Du schautest mich Falscher Apostroph, nämlich ein französischer. Der deutsche ist "shift/Raute" links neben "Enter": "War's". Folgesatz: Entweder Kommata oder Punkte: "Du schautest mich. Tränen rannen. Es war vollbracht."
Tränen rannen es war vollbracht.
Inhalt: Ich sehe einen großen Marmorblock und Michelangelo, wie er, fiebrig und besessen, ruhelos die Form seines Genies aus dem Stein meißelt, bis es - endlich - getan ist und er, selbst fassungslos und immer noch keuchend, vor der Erhabenheit seiner Schöpfung steht.
Ein schönes Bild. Man muss aber dazusagen, dass so eine Steinbearbeitung größeren Umfangs Jahre in Anspruch nimmt, nicht Tage. Dass immer wieder gemessen und berechnet werden muss, bei aller Inbrunst des Schaffens. Ein quälend langsamer, mühseliger Akt. Danach noch ein endloses Schleifen, Glätten und Polieren. Deine Zeilen raffen dies in wenige Verse, was den Eindruck eines einzigen, durchgehenden Ausbruchs von Kreativität erweckt, wie beispielsweise in der modernen Malerei möglich.
Wie gesagt, ein schönes Bild.
Nebenbei erwähnt: Leonardo da Vinci hat nie in Stein gearbeitet.
LG, eKy