Autor Thema: Vermissen  (Gelesen 1616 mal)

Jana

Vermissen
« am: Juli 21, 2014, 17:17:58 »
Leere nährt die Traurigkeit,
Die sich allumfassend legt.
In schattenschwarzbesetzter Zeit,
Die unendlich grau und weit
Einsamkeit zum Leben trägt.

Wenn wie im Rausch Gefühle gehen,
Die man nicht ertragen kann,
Und wo das Sehnen nach dem Sehen
Steigt, und Hoffnungswinde wehen
Mit enttäuschendem Gesang.

cyparis

Re:Vermissen
« Antwort #1 am: Juli 21, 2014, 17:45:03 »
Liebe Jana -

schön, Dein erstes Gedicht auf der Wiese zu lesen!


Ich wage mich daran, obwohl uns von der Lebenserfahrung her Dezennien trennen.
(Dennoch kann ich mich gut an meine Jugendjahre und Seelenpein erinnern).


Leere nährt die Traurigkeit,
Die sich allumfassend legt
Um schattenschwarzbesetzte Zeit,
Die unendlich grau und weit
Einsamkeit zum Leben trägt.

Wenn wie im Rausch Gefühle gehen,
Die man nicht ertragen kann -
Dort, wo das Sehnen nach dem Sehen
Steigt, und Hoffnungswinde wehen
Mit ihrem trostlosen  Gesang...


Mir persönlich endet das Gedicht zu abrupt.
Die Weiterfürhung in das

dann
 hülle ich mich wieder in das Grau

oder ähnlich fehlt mir.
Oder Du beginnst nicht mit einem "Wenn".

Aber das ist rein subjektiv.
Ansonsten kann ich nicht mäkeln.
Trotzdem merke ich an, daß ich persönlich für die Majuskeln am Anfang der Verse nichts übrig habe.


Freundlichen Gruß
von
Cyparis
« Letzte Änderung: Juli 21, 2014, 17:48:56 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Vermissen
« Antwort #2 am: Juli 21, 2014, 18:14:35 »
Mit dem Metrum stimmt es nicht immer. Meist liegt die Betonung auf der ersten Silbe, doch in 1/3, 2/1, 2/3 auf der zweiten. Wie, wenn du sie durchgängig auf die erste legtest?


Leere nährt die Traurigkeit,
Die sich allumfassend legt
auf die schattenhafte Zeit,
Die, unendlich grau und weit,
Einsamkeit zum Leben trägt.

Wie im Rausch Gefühle gehen,
Die man nicht ertragen kann,
Wenn das Sehnen nach dem Sehen
Steigt, und Hoffnungswinde wehen
Mit enttäuschendem Gesang.

Gern gelesen.

LG g
« Letzte Änderung: Juli 21, 2014, 19:56:55 von gummibaum »

Jana

Re:Vermissen
« Antwort #3 am: Juli 21, 2014, 18:44:43 »
Liebe Cyparis,

danke für Deinen Kommentar. Dass ich "Wenn" am Anfang der zweiten Strophe gewählt habe, scheint mir im Nachhinein auch recht unbedacht, zumal Du durchaus Recht damit hast, wenn Du sagst, es ende abrupt.
Hab noch so einiges zu lernen, aber noch "Dezennien", um beispielsweise an die Qualität Deiner Gedichte ranzukommen. ;)

Lieber gummibaum,

ja, die Metrik.. Mein größtes Leid in der Dichtkunst.
Danke für die Verbesserungen, klingt wirklich stimmiger. :)

Liebe Grüße an euch beide,
Jana


cyparis

Re:Vermissen
« Antwort #4 am: Juli 21, 2014, 18:58:15 »
Lieber Gummibaum,


das ist schön, das ist gut und schön -

aber ist es dann noch Janas Gedicht?

Wenn ich mich so an meine dichterischen Anfänge erinnere -
da war ich noch sehr, sehr sensibel.

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Vermissen
« Antwort #5 am: Juli 21, 2014, 20:08:25 »
Du hast vielleicht recht, Cyparis. Ich sollte ein Gedicht nicht geändert einstellen.

Jana, deine Texte gefallen mir meist sehr, ich bitte um Entschuldigung, falls ich übereifrig war.

LG gummibaum
 

Jana

Re:Vermissen
« Antwort #6 am: Juli 21, 2014, 20:26:42 »
Liebe Cyparis, lieber gummibaum,

früher kam ich sehr schlecht mit Kritik klar, gerade bezüglich der Metrik, weil ich einfach nichts davon wissen wollte. Mittlerweile strenge ich mich da echt sehr an und bin Dir, gummibaum, jedes Mal, wenn du mir eine hilfreiche Anmerkung hinterlässt, sehr dankbar.
Danke aber auch Dir, Cyparis, dass Du auf so etwas achtest. :)

Erich Kykal

Re:Vermissen
« Antwort #7 am: Juli 22, 2014, 09:43:38 »
Hi, Jana!

Auch ich war einst - und bin es in vielerlei Hinsicht noch - ein "aus-dem-Bauch-heraus-Schreiber", der dachte, sein natürliches Rhythmusgefühl für Sprachmelodie und -takt würde automatisch alles richtig machen. Meist war das auch so, aber - rückblickend betrachtet, wenn ich meine "alten Hadern" mal wieder lese - muss ich doch gestehen, dass ich damals viele Metrikfehler schlicht übersah, als ich von betonten oder unbetonten Auftakten, männlichen oder weiblichen Kadenzen usw. noch keine Ahnung hatte.
Noch heute wüsste ich nicht, was einen Jambus von einem Tröchäus, einen Daktylus von einem Ambibrachys unterscheidet, denn solches Wissen ist für Fachtheoretiker oder Angeber gut, man braucht es zum Dichten selber aber nicht. Da ist nur wichtig, das Gleichmaß zu halten, die einmal gewählte Struktur im Regelmaß beizubehalten. Dabei können sich durchaus mal die Heberzahlen ändern - solange dies in gleichbleibendem Strophenrhythmus geschieht. zB: 4343 - 4343 - 4343 Heber pro Zeile.
Einfacher - und meist lyrischer - ist es aber, bei der einmal gewählten Heber - und Silbenzahl pro Zeile zu bleiben, sowie deren innerer Struktur: eben betonte oder unbetonte Auftakte der Zeilen oder betonte oder unbetonte Zeilenenden (= männliche oder weibliche Kadenz). zB wäre "... macht" am Zeilenende eine männliche Kadenz, "... machte" hingegen eine weibliche.
"Kann es ..." am Zeilenanfang ist ein betonter Einstieg, "Es kann ..." ein unbetonter.
Darauf solltest du bei deinen Werken - so sie gereimt sind und einer Struktur folgen - schon achten. Diesbezüglich kann man sich bei Wikipedia schlau machen. Manche Foren haben auch Fäden, wo all dies beschrieben wird. Wer zB Sonette schreiben will, sollte sich zuvor informieren, welchen Regeln diese folgen sollten. Da gibt es meist mehr als man zu wissen glaubt - aber je größer deine lyrische Welt wird, desto mehr werden solche "Grenzen" nicht zu unliebsamen Einengungen, sondern zu Herausforderungen an dein aufblühendes Talent! :)

Gummibaum - oder an anderer Stelle vielleicht ich - wollen sicher nicht  dein Urheberrecht untergraben oder deine Intentionen verfälschen. Es geht vielmehr um praktische Beispiele mit pädagogoschem Hintergrund: Wie würde es "richtig" aussehen und wirken? Ob du diesen Vorschlägen dann folgst oder lieber nicht, oder ob du dann ureigene Änderungen anbringst - das bleibt immer ganz dir überlassen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Jana

Re:Vermissen
« Antwort #8 am: Juli 22, 2014, 10:10:25 »
Hallo eKy,

ich danke Dir für Deinen Kommentar.
Die Metrik, nun ja, ist so eine Sache. In meinen Anfängen dachte ich, dass sie keinen Sinn hat, hab ehrlich gesagt nicht verstanden, warum das jetzt betont ist und das andere nicht. Naja, ich war noch "klein"..
Mittlerweile sehe ich das ganz anders.:)
Ich weiß, dass ich die Metrik nicht perfekt beherrsche, bin aber auf dem besten Weg, es zu lernen, gerade, wenn man immer so nette Anregungen bekommt.

Also, ich lerne und gebe mir Mühe.
Versprochen.:)

Liebe Grüße
Jana