Hi, Jana!
Ein sehr anrührendes Dankeschön an uns hier - ich fühle mich als Teil dieses Forums geschmeichelt und geehrt!
Dein Text ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, dass es besser und harmonischer ist, bei einer Art Auftakte zu bleiben.
Deine Auftakte hier (betonte Silben unterstrichen):
unbetont Ich
hätte
wirklich
nie ge
dacht,
betont Dass es
so ein
Forum
gibt,
unbetont In
dem man
mit den
Worten
sachtbetont Spielt und
ehrlich
e Kri
tik betont Gang und
Gebe
ist. Tat
sächlich
weibliche Kadenzbetont Ist das
Forum
exis
tent.
unbetont Der
Umgangs
ton ist
nicht ver
ächtlich,
weibliche Kadenzunbetont Nein,
freundlich,
und das
perman
ent.
Das folgt keinem Rhythmus, was das Lesen recht schwierig macht, wenn man nicht wie der Autor eine bestimmte Melodie dafür im Kopf hat. Auch die Kadenzen folgen nur der Sprachmelodie, nicht einer Ordnung (was im Idealfall beides der Fall sein sollte): Zwei sind weiblich, der Rest männlich. Das wollen wir aber an anderer Stelle behandeln.
Hier nun eine Version mit durchgehend betonten Auftakten:
Hätte wirklich nie gedacht,
Dass es so ein Forum gibt,
Wo man mit den Worten sacht
Spielt und ehrliche Kritik
Gang und Gebe ist. Tatsächlich
Ist das Forum existent.
Umgangston ist nicht verächtlich,
Sondern freundlich, permanent.
(Eine Version mit unbetonten Auftakten wäre in diesem Falle erheblich schwerer zu erstellen und nur mit tiefgreifenden Umstrukturierungen und Änderungen möglich.)
Vergleiche die beiden Versionen, indem du sie laut vorträgst. Urteile selbst, was einem Leser angenehmer sein mag.
Für den Fall, dass du bei den Auftakten Unterscheidungsschwierigkeiten hast:
Betonter Auftakt: Gleich die erste Silbe der Zeile ist betont, dann folgt eine unbetonte und im weiteren Wechsel so fort. Ein Hebungsprall (2 betonte Silben hintereinander) ist im Regelfall zu vermeiden.
Unbetonter Auftakt: Genau entgegengesetzt. Die erste Silbe bleibt unbetont, die zweite ist betont und wiederum in gleichmäßigem Wechsel so fort.
Es ist möglich, Auftakte in einem Gedicht zu wechseln, allerdings sollte dies rhythmisch geschehen, also einer Ordnung folgen, die die Satzmelodie vorschreibt. Das klingt aber nur selten wirklich gut. Bei gereimter Lyrik ist es gemeinhin probater, sich auf eine Art Auftakte zu beschränken.
Die Kadenzen betreffen die Zeilenenden.
Männliche Kadenzen beenden die Zeile auf einer betonten Silbe,
weibliche auf einer unbetonten. Hier ist der (wiederum rhythmische) Wechsel unproblematischer und kann den Takt einer Strophe sogar hervorheben und untermalen.
Bestimmte Gedichtformen verlangen eine bestimmte Struktur. Sonette bespielsweise sollen fünfhebige (Heber sind betonte Silben) Zeilen mit durchwegs unbetonten Auftakten und weiblichen Kadenzen haben, was die Sprachmelodie besonders weich und tragend macht. (Zudem 2 Quartette mit gleichen umarmenden Reimen und 2 Terzette mit nur 2 oder 3 Reimen, wobei sich die allerletzten beiden Zeilen nicht reimen sollten. Inhaltliche Ordnung: 1. Quartett - These, 2. Qu. - Antithese, Terzette - Synthese. Dies ist eine alte, strenge Ordnung. Heute sieht man es nicht mehr so eng und es gibt viele unkonventionelle Sonette.)
Sorry - ich komme schon wieder ins Schulmeistern - Berufskrankheit!
LG, eKy