Autor Thema: Erinnerung an meinen Patenonkel  (Gelesen 1057 mal)

Fridolin

Erinnerung an meinen Patenonkel
« am: Juli 25, 2014, 07:22:27 »
Wie liebe ich Bachs Fugen und Kantaten.
Das sind Gemälde, Ton für Ton gemalt
in einem Licht, das Dunkles überstrahlt.
Ich hörte sie als Kind bei meinem Paten.

Obwohl als Star gerühmt in vielen Staaten,
hat er mit seinem Können nie geprahlt,
in Bachchorälen weiter sich geaalt.
Erquickend, sagt er, sei’s, in Bach zu waten.

Dann aber nahm sein Leben eine Wende,
und bald war leider Schluss mit den Toccaten:
Er musste an die Front zu den Soldaten.

Dort fiel er Partisanen in die Hände.
Darunter war ein Freund aus den Karpaten,
der ihn versteckte bis an Krieges Ende.

Daisy

Re:Erinnerung an meinen Patenonkel
« Antwort #1 am: Juli 29, 2014, 14:55:44 »
Hallo Fridolin,

diese Erinnerung in klassischer Sonett-Form ist sehr liebevoll gestaltet und berührend.

Der Vergleich von Musik mit Gemälden gefällt mir sehr!
Da ich eine große Vorliebe für Galerien und Kunstausstellungen
und ebenso für Konzertbesuche habe, kann ich mir so ein musikalisches Gemälde recht gut vorstellen.

Dein Patenonkel hatte wohl, trotz Fronteinsatz und Gefangennahme durch Partisanen, großes Glück.
Dieser Freund, der ihn versteckt hielt, ging sicher ein sehr hohes Risiko ein, um deinem Paten einen so großherzigen Freundschaftsdienst zu erweisen.

Eine sehr schöne Widmung!

LG Daisy

cyparis

Re:Erinnerung an meinen Patenonkel
« Antwort #2 am: Juli 29, 2014, 15:16:46 »
Lieber Fridolin,


die drei ersten Verse dieser Hommage sind hinreißend!


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Fridolin

Re:Erinnerung an meinen Patenonkel
« Antwort #3 am: Juli 30, 2014, 09:17:08 »
Hi!

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es sich nicht um meinen Patenonkel handelt. Ich komme viel in Musikerkreisen rum, dort wurde mir die Geschichte von einem Pianisten erzählt. Ich habe sie mit eigenen autobiographischen Bezügen nacherzählt. Das ist mir als Bachrianer allerdings relativ leicht gefallen. Ich denke, das ist gestattet, aber vielleicht sollte ich künftig den Hintergrund künftig erklären. Andrerseits ist ja bekannt, dass man das lyrische Ich nicht unbedingt mit dem Autor gleichsetzen sollte. Was meint ihr?

LG Fridolin

cyparis

Re:Erinnerung an meinen Patenonkel
« Antwort #4 am: Juli 30, 2014, 10:03:01 »
Die Dichtung steht immer im Vordergrund!

In Romanen geht es doch sehr oft so, daß Autobiographisches mit anderen Biographien vermengt wird,
und warum sollte man streng zwischen den LIs und den Autoren trennen?
Allzuviel Hintergrunderklärung tut m.E. gar nicht so gut.


LG
Cyparis

Der Schönheit treu ergeben
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Daisy

Re:Erinnerung an meinen Patenonkel
« Antwort #5 am: Juli 30, 2014, 20:40:46 »
Hallo Fridolin,

Erklärungen zum Text sind sicher nicht nötig, dem Leser soll schließlich auch noch Raum für seine eigene Interpretation bleiben.
Es war einfach nur der Titel, der mich auf die falsche Fährte lockte!  :)

Hier könnte vielleicht durch einen anderen Titel die Sachlage verständlicher gemacht werden.

Vielen Dank für die erklärenden Ausführungen!

LG Daisy