Im Tankstellenshop steht ER an der Kasse, so als hätte er nichts anderes mehr zu tun. Sein ausgebeinter Ehrgeiz klebt überall ringsum an den Wänden, rinnt verwesend, sich zersetzend hinab hinter die Regale mit den überteuerten Süßigkeiten und abgelaufenen Zeitschriften, die nur so aussehen, als enthielten sie Interessantes.
Da steht er nun mit seinem leeren Blick, der in nebligen Fernen einer abgebrochenen Vergangenheit nach Rechtfertigung stochert wie die Hände ertrinkender Matrosen, halb schicksalsergeben schon und entrückt im Eismeer treibend, aber immer noch lose zappelnd und zuckend, als hoffte ein allerletzter Funken Gehirntätigkeit noch auf Rettung in letzter Sekunde vor einem endgültigen Geschick.
Er fragt verloren, ob man eine Bonuskarte wolle, und es klingt tatsächlich ein wenig nach: "Hilfe, ich habe noch Träume - holt mich hier raus!", aber nicht sehr. Das meiste davon riecht nur noch streng nach verpassten Gelegenheiten und vertanen Chancen. Das hier ist sein Leben. Das ist alles, was geblieben ist von den hochherzigen Hoffnungen und edlen wie gierigen Zielen: Eine Endstation mit schmierigen Händen und eiskalten Zehenspitzen. Eine Abstellkammer des Schicksals, aus der heraus er die Welt auch noch freundlich anlächeln und höflich bedienen soll. Und was kommt danach?
Er redet sich seit Jahren ein, dass das keine Rolle mehr spielt, und je älter und unansehnlicher er wird, desto erfolgreicher scheint er darin zu sein. Er ordnet die verstaubten Zeitschriften, dreht die Etiketten der ungekühlten Bierdosen nach vorne und möchte daran glauben, dass er es eigentlich gut hat. Es gelingt ihm nicht wirklich.
Ich sehe ihn nur an und frage mich frierend: An welcher Art Tankstelle arbeite ICH wohl...?