Autor Thema: Die Erschaffung Adams  (Gelesen 714 mal)

gummibaum

Die Erschaffung Adams
« am: Januar 07, 2014, 13:59:09 »
Habe lang dich reifen lassen,
jung bist du und nackt und schön,
und du hebst die Hand gelassen,
Werk, ich kann nicht widerstehn!

Möchte endlich dich berühren,
hab den Finger schon gestreckt,
meinen Funken sollst du spüren,
dass er dich ins Leben weckt.

Doch der Himmel hält noch inne,
als er mich zur Erde senkt,
mir zur Häutung meiner Sinne
ein gedehntes Zünden schenkt…



(Sixtinische Kapelle)
« Letzte Änderung: Januar 07, 2014, 19:53:16 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Die Erschaffung Adams
« Antwort #1 am: Januar 07, 2014, 18:54:14 »
Hi, Gum!

Die letzte Strophe, vor allem das mit der "Häutung der Sinne" und dem "gedehnten Zünden", verstehe ich leider nicht. Was ist gemeint?

Stilistisch: Wäre in S2Z4 "...ins Leben weckt." nicht schöner?

S3Z2 - Wäre "eh" anstelle von "als" nicht besser verständlich?

Es ist die "sixtinische" Kapelle! ;D

Ansonsten: Wunderbare Wortweberei vom Allerfeinsten!

LG, eKy
« Letzte Änderung: Januar 07, 2014, 18:55:46 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Die Erschaffung Adams
« Antwort #2 am: Januar 07, 2014, 19:52:30 »
Danke, lieber Erich,

Fehler habe ich korrigiert und ich übernehme "ins". "Eh" geht nicht, da der Eindruck entsteht, dass Gott noch im Himmel ist. Auf dem Bild ist er aber schon auf Höhe Adams angekommen. Nur jetzt geht es nicht weiter.


Die Finger Adams und Gottes berühren sich schon fast. Um die Bedeutung der Lücke haben sich ja schon einige Kunstsachverständige Gedanken gemacht und Kluges darüber geschrieben. In der Tat schafft der Spalt beim Betrachter eine gewisse Erwartungsspannung, hier mit der "Häutung der Sinne" (hier auch ins LI, Gott, hineinprojiziert), ausgedrückt. Ein Freipreparieren des Empfindens sozusagen bis zum Überspringen des Funkens/das heißt "Zündens".

Ich sehe, da Michelangelo evtl. homosexuell war, auch eine phallische Annäherung in den Fingern, dem schlaffen Finger von Adam, dem erigierten Gottes, und dann lassen sich Häutung und Züngung wiederum auf diese Ebene übersetzen.

Liebe Grüße gummibaum