Autor Thema: Bergwinter  (Gelesen 739 mal)

Ingo Baumgartner

Bergwinter
« am: Januar 04, 2014, 10:45:46 »


Des Bergwaldes Bäume, sie kennen die Härte
des Winters, der beißende Nordwind hängt Bärte
in Lärchen - und Schneepölster beugen den Ast.
Ein Bild, möcht man meinen, bedrückender Last.
Doch sanft schmiegt das flockige Weich sich in Mulden,
die freudig, so scheint es, die Weißdünen dulden.

Kulissen für traumhafte Jännergeschichten
auf frostiger Bühne. Wer möchte verzichten,
das Blau zu bestaunen, der Zweigschatten Weg
im Kopfe zu nützen als leitenden Steg
zu all diesen Auftritten, wechselnden Szenen,
wohl wert, sich nach Spielwiederholung zu sehnen.


Erich Kykal

Re:Bergwinter
« Antwort #1 am: Januar 04, 2014, 11:04:34 »
Hi, Ingo!

Also mit explizit lyrischen Texten hast du so deine Probleme...

Der teilweise wunderbar getragene Duktus wiegt des Lesers Seele erst ins Träumen, nur um ihn dann mit so unlyrischen und krassen Worten "eiskalt" zu erwischen wie "Schneepölster", "Weißdünen" und vor allem: "Spielwiederholung"!

Erst mal - der Plural von Polster ist durchaus ebenfalls "Polster": der Polster - die Polster. Bei diesem Wort denke ich baer eher an eine Sofalandschaft. Zumindest das "ö" sollte hier verschwinden.

Die "Weißdünen" klingen eher nach Wüste als nach Winter, denn da nannt man diese Gebilde "Schneewehen". Die Zusammengesetztheit des Wortes erinnert auch eher an einen wissenschaftlichen Terminus als an schmiegsame Lyrik.

Na, und über "Spielwiederholung" müssen wir nicht wirklich reden, oder? Das gehört ins aktuelle Sportstudio, aber nicht in einen lyrischen Kontext!!! ;D

Obwohl man bei dir an manchen Stellen nicht sicher sein kann, ob du nun ein ernsthaftes lyrisches Werk schaffen möchtest oder diese Dichtform nur ironisch anwendest, glaube ich hier doch, es ist dir ernst mit dem lyrischen Gedanken. In diesem Falle solltest du diese eher unpassenden Worte verschwinden lassen - das ist zumindest meine Sicht der Dinge!

Abgesehen von diesen paar unrunden Stellen eine wunderbare Hommage an die typische Postkartenwintertraumlandschaft, für die wir - soweit sie überhaupt eintrifft - Monate kalten, feuchten und schmutzigen Schmuddelwetters in Kauf nehmen müssen!!! :o >:(

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Ingo Baumgartner

Re:Bergwinter
« Antwort #2 am: Januar 04, 2014, 11:36:09 »
Du hast ja Recht, Erich, die Lyrik, die eigentliche ist ja nicht gerade mein Metier. Ich finde aber "Spielwiederholung" im Zusammenhang mit Wiederaufführung ganz in Ordnung - oder sagen wir einfach, für mich passt es, weil ich eben "kein Lyriker" bin (und nie einer sein werde).
Zu den Pölstern: österreichisch Pölster, Duden: Polster. Ich habe die österreichische Variante gewählt.
Ich bin dir aber immer sehr dankbar für solche Hinweise. LG Ingo

cyparis

Re:Bergwinter
« Antwort #3 am: Januar 05, 2014, 00:48:37 »
Lieber Ingo,

mir gefällt das Gedicht,
die erste Strophe aber weitaus besser als die zweite, weil sie in meinen Augen weitaus intensiver gerade
d i e s e  Stimmung vermittelt, in der Du warst.
Doch auch ich würde die Dünen durch Schneewehen ersetzen.

Nicht grämen!

Lieben Nachtgruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Bergwinter
« Antwort #4 am: Januar 05, 2014, 13:52:43 »
Hi, Ingo!

Da ich selbst Österreicher bin, waren mir die "Pölster" durchaus geläufig - ich meinte eher, dass das Wort sich nicht sonderlich lyrisch anhört. Es hat mit dem "ö" keinen erhabenen, gediegenen Klang, wie ich finde. Aber das ist natürlich Geschmackssache... ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.