Autor Thema: Der Tampon  (Gelesen 1601 mal)

gummibaum

Der Tampon
« am: Juli 17, 2013, 21:04:26 »

In meiner Hosentasche trage
ich ihn wie eine alte Sage
aus dieser Nacht. Ich war so wild.
Er hat die Blutung zart gestillt.

Und wenn ich ihn erinnrungsschwer
in meiner Hand so hin und her
bewege, fühle ich den Schmerz
in deiner Jugend frühem März.

Die erste, zugleich letzte Nacht
hat er gesehen, mitgemacht.
Wie viele Nächte liegt er nun
bei mir? Er lässt die Zeit nicht ruhn...


(aus dem Fundus)

Erich Kykal

Re:Der Tampon
« Antwort #1 am: Juli 18, 2013, 10:15:18 »
Hi, Gum!

Das Gedicht ist okay. Ein blutiger Tampon ist als "zärtlich-romantisches" Erinnerungsstück aber doch eher grenzwertig! Ist wahrscheinlich ironisch von dir gemeint, jedoch mir zaubert es dennoch ein Mienenspiel sanften Ekels ins lesende Gesicht!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Der Tampon
« Antwort #2 am: Juli 18, 2013, 14:04:40 »
Hallo Erich,

der Wahrheitsgehalt ist hier 0%. Aber Spaß hat mir das Gedicht gemacht. Und manche heben ja praktisch alles sentimental Stimmende auf. Nicht nur die Haarlocken. Danke fürs Reinschauen.

LG gummibaum 

cyparis

Re:Der Tampon
« Antwort #3 am: Juli 18, 2013, 16:31:56 »
Mich hat es an die Kolportage um Prinz Charles und Camilla erinnert.

Lustig, aber nicht mein Gusto. ;)


LG
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Knacki

Re:Der Tampon
« Antwort #4 am: Juli 18, 2013, 17:13:06 »
Nach dem Motto:

Ob's Wahheit ist, ob Phantasie,
dies weiß man bei den Zeilen nie.

Das ist das tolle
der Knacki
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also .....

gummibaum

Re:Der Tampon
« Antwort #5 am: Juli 18, 2013, 20:20:21 »
Hallo Cyparis,

ist vielleicht auch durch den Prinzen mit inspiriert. Etwas unappetitlich ist es natürlich.   


Hallo Knacki,

danke für deine Verse. Ja, es liegt im Bereich des Möglichen.



LG gummibaum

Aspasia

  • Gast
Re:Der Tampon
« Antwort #6 am: Juli 18, 2013, 21:26:06 »

In meiner Hosentasche trage
ich ihn wie eine alte Sage
aus dieser Nacht. Ich war so wild.
Er hat die Blutung zart gestillt.

Und wenn ich ihn erinnrungsschwer
in meiner Hand so hin und her
bewege, fühle ich den Schmerz
in deiner Jugend frühem März.

Die erste, zugleich letzte Nacht
hat er gesehen, mitgemacht.
Wie viele Nächte liegt er nun
bei mir? Er lässt die Zeit nicht ruhn...


(aus dem Fundus)

Das Gedicht ist grenzwertig, aber es ist gut. Es ist heikel, aber gerade deswegen beachtenswert: Hier traut sich ein Autor etwas zu. Und er scheint Einfühlungsvermögen zu haben.

Ich sehe es mal aus meiner weiblichen Sicht (aus welcher sonst -  oha, ich kann auch männlich denken!):

Nehmen wir mal an, das LI ist weiblich. Das LI wünscht sich seit langer Zeit ein Kind. Die Menstruation bleibt aus ... die Hoffnung wächst. Dann - plötzlich - kommt sie doch, die Menstruation. Die Hoffnung ist verpufft.

Vor diesem Hintergrund wieder zum LI: Das LI trägt das blutige Tampon mit sich wie ein Zeichen des Versagens. Wieder viele Tage warten auf die nächste Chance - ohne Garantie.

Ich könnte das nicht schreiben, wenn ich nicht selbst miterlebt hätte, wie verzweifelt Frauen sein können, die sich dringend ein Kind wünschen, bei denen es aber partout nicht klappen will.

Vielleicht wäre für das Thema eine andere Form besser gewesen - Tagebucheintrag oder sowas -, aber jetzt steht es mal als Gedicht hier. Und ich finde, aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet ist es gut.
« Letzte Änderung: Juli 18, 2013, 21:28:14 von Aspasia »

gummibaum

Re:Der Tampon
« Antwort #7 am: Juli 18, 2013, 22:26:51 »
Diese Interpretation lässt mich, liebe Aspasia, mein eigenes Gedicht neu entdecken und sie gibt ihm mehr, als ich ihm zu geben gewagt hätte. Vielen Dank.

LG gummibaum