In meiner Hosentasche trage
ich ihn wie eine alte Sage
aus dieser Nacht. Ich war so wild.
Er hat die Blutung zart gestillt.
Und wenn ich ihn erinnrungsschwer
in meiner Hand so hin und her
bewege, fühle ich den Schmerz
in deiner Jugend frühem März.
Die erste, zugleich letzte Nacht
hat er gesehen, mitgemacht.
Wie viele Nächte liegt er nun
bei mir? Er lässt die Zeit nicht ruhn...
(aus dem Fundus)
Das Gedicht ist grenzwertig, aber es ist gut. Es ist heikel, aber gerade deswegen beachtenswert: Hier traut sich ein Autor etwas zu. Und er scheint Einfühlungsvermögen zu haben.
Ich sehe es mal aus meiner weiblichen Sicht (aus welcher sonst - oha, ich kann auch männlich denken!):
Nehmen wir mal an, das LI ist weiblich. Das LI wünscht sich seit langer Zeit ein Kind. Die Menstruation bleibt aus ... die Hoffnung wächst. Dann - plötzlich - kommt sie doch, die Menstruation. Die Hoffnung ist verpufft.
Vor diesem Hintergrund wieder zum LI: Das LI trägt das blutige Tampon mit sich wie ein Zeichen des Versagens. Wieder viele Tage warten auf die nächste Chance - ohne Garantie.
Ich könnte das nicht schreiben, wenn ich nicht selbst miterlebt hätte, wie verzweifelt Frauen sein können, die sich dringend ein Kind wünschen, bei denen es aber partout nicht klappen will.
Vielleicht wäre für das Thema eine andere Form besser gewesen - Tagebucheintrag oder sowas -, aber jetzt steht es mal als Gedicht hier. Und ich finde, aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet ist es gut.