Wenn ich heut durch mein Viertel geh,
dann tun mir meine Augen weh.
Ich laufe kreuz und laufe quer
und ich erkenne es nicht mehr.
Die Kirche von Gethsemane
verdeckt ein Wohnhaus weiß wie Schnee.
Die Nachbarn aus dem Schwabenland
sind gut betucht und unbekannt.
Verboten ist die Live-Musik,
am Kollwitzplatz herrscht Spätzle-Krieg,
ein freches Gör brüllt wie am Spieß,
dem man nicht seinen Willen ließ.
Das Schliemann ist schon lange zu,
die Herbstlaube hat auch bald Ruh.
Kein alter Opa singt voll Hohn
ein Spottlied zum Akkordeon.
Kein Dichter mehr, der subversiv
dereinst zum Klassenkampf aufrief,
kein Hausbesetzer macht Rabatz,
kein Trinker sitzt am Helmholtzplatz.
Kein Einsatz für die Feuerwehr,
auch kein Fabrikarbeiterheer.
Das große Gähnen macht sich breit
in dieser schönen neuen Zeit.