hi erich,
liebe und begehren ist ja gewiss nicht ein und dasselbe - es fällt nur möglicherweise ab und zu mal zusammen.
dass sexualität in der katholischen kirche als minderwertig und tierisch abgetan wird, ist ein echter jammer - und abgesehen davon unlogisch und inkonsequent, denn wenn mans genau nimmt, ist alles, was mit dem körper zusammenhängt (atmung, verdauung, bewegung) "tierischer" natur: ohne atmung sind wir tot, ohne ernährung / verdauung auch, muskeln und gelenk müssen sogar genützt werden, damit sie nicht verkümmern und in ihrer funktion erhalten bleiben, motto: use it - or loose it!
da könnte man jemandem auch das gehen oder atmen verbieten, weil es "tierisch" ist!
dann wird wohl, vom standpunkt der natur aus betrachtet, das sexuelle system auch den sinn haben, dass man es benützt.
mäßig, aber regelmäßig, so wie alles andere auch.
da die lust aber spaß machen kann, kann es auch gier erzeugen.
oh, wie ist doch unser gehirn endorphinverliebt!
den mächtigen macht allerdings die sexualität angst - denn sexualität lässt sich nicht so steuern, dass sie in gewisse, gesellschaftlich gegebene normen passt. sexualität kann einen auch persönlich erschrecken, wegen ihrer erruptiven dringlichkeit - und weil wir durch sie
unsere soziale kompentenz / nicht- kompetenz und / oder unseren schönheitsbedingten marktwert beinhart erfahren.
und wer - es sei denn , er hielte sich für den superhelden, der nicht scheitern kann - will das schon immer so genau wissen?
noch dazu hängen an der sexualität noch zwei weitere schwierige pferdefüße: die fortpflanzung ( und alle durch sie bedingten kosten und komplikationen) und der weit noch kompliziertere bereich namens "liebe" ( sprich: bewusste oder unbewusste erwartungen, die man an den sexuellen vollzug knüpft). man kommt sich halt beim sex ziemlich nahe - und es ist schon ein schräges ding, jemandem körperlich nahe zu sein, dem man seelisch vielleicht gar nicht nahe steht. andererseits heißt seelische nähe noch lange nicht, dass auch die körperliche nähe gelingt. uff! was für ein dschungel!
wers da noch schafft, immerzu heiter und unbeschwert an die sache ranzukommen, ist ein genie!
im gegenzug dazu geht das verteufeln der sache geradezu spielend:
da, wo schon ängste sind, noch ein paar neue dazuzuschmieden, ist ziemlich simpel!
also wars vielleicht nur ein logischer ( trug-) schluss der katholischen kirche, die würdenträger ihrer reihen ( offiziell) gar nicht in diese
komplizierte sache reinzulassen? dann kann man sich wenigstens damit auch nicht anpatzen.( dachten sie!)
und die inoffiziellen patzer versucht man halt zu vertuschen, so gut es geht......
aber, wie du es ja ganz richtig schreibst: wie soll das leben sich mit leben füllen, wenn man dem aus dem wege geht?
wer auf dem olymp der unberührbarkeit verharrt, der hat ja überhaupt keine ahnung!
es nützt alles nichts: die eigentliche menschwerdung und der beginn des verstehens beginnt mit dem herabsteigen von diesem (selbstgewählten) olymp.
interessanterweise gibt es im christentum sogar das bild von einem gott, der herabsteigt, um mensch zu werden -
also irgendwie hätten es die menschen ja dann doch gerne so, aber dann auch wiederum nicht....
es kostet nämlich was, mensch zu werden.
es kostet was, angreifbar und berührbar zu sein.
es kann, wie die geschichte erzählt , sogar einen gott umbringen.
schöner schaden! und trotzdem heißt es : fürchtet euch nicht!
das ist zumindest gut beobachtet, denn:
wir haben angst vor unserer menschwerdung.
wir haben angst vor unseren gefühlen, in den meisten fällen.
weil sie so unberechenbar sind.
weil sie auf widerstand stoßen können.
weil sie verletzbar machen.
weil sie uns ein persönliches engagement abverlangen.
weil wir uns, wenn wir uns zu unserer persönlichen wahrheit bekennen, nirgendwo mehr verstecken können.
weil wir dann wirklich voll und ganz verantwortung übernehmen müssen, und zwar für uns selbst!
und das müssen wir lernen, jeder einzelne, ein ganzes leben lang!
das macht eine menge arbeit.
es war in vergangenen zeiten vielleicht auch noch nie wirklich möglich, dem genügend raum zu geben.
wie, wenn man ums nackte überleben kämpft, soll man auch noch gefühle hinterfragen?
woher, wenn man so hart arbeiten muss, dass man abends nur noch erschöpft umfällt, sollte noch kraft kommen, zu reflektieren?
und auf welche weise, wenn nicht durch bildung, bildung und noch mal bildung, soll dieser prozess der selbsterkenntnis in gang kommen?
und wenn man weiß, wie große teile der weltbevölkerung noch immer keinen oder kaum zugang zur bildung haben - wie sollte sich dran was ändern?
aber es kann jeder bei sich selbst beginnen, nach dem motto:
lose your mind - and come to yout senses!
wie auch immer: das leben ist kein schachbrett - und zwischen schwarz und weiß gibts noch jede menge farbtöne!
und jeder von uns kann wählen, zumindest in dem ihm eigenen spektrum an möglichkeiten!
lg, larin