Autor Thema: Schicksalsfragen  (Gelesen 871 mal)

Erich Kykal

Schicksalsfragen
« am: M?RZ 24, 2013, 00:14:03 »
Ich sehe einen Bettler, dessen Hände
so leer sich heben wie sein hohler Blick,
der jedem zeigt: Es führt kein Weg zurück
aus diesem unbeweinten, kalten Ende.

War nicht auch jener einst ein frohes Hoffen,
ein aufgewecktes Sein, das eine Welt
in wachsenden und wachen Händen hält,
darin so viele Pforten, alle offen?

Wann kam ihm dieser Lebensmut abhanden,
und war es seine, war es andrer Schuld?
Wie lange bog sein Sinken die Geduld
von lieben Menschen, die ihm nahe standen?

Wie wohl geschah ihm seine schwache Stunde,
da er so sehr versagte, dass er nie
sich mehr erhob, vor Weh nicht wissend, wie
zu heilen seine unheilbare Wunde?

Doch wie auch immer, es ist ausgestanden -
die Gosse schließt nur seinen letzten Kreis.
Er ließ sich einfach gehen, müd und leis,
und nur noch körperlich ist er vorhanden.

Ich denke an der Jugend Herzensfülle:
Wieviele Kinder, die sich Zukunft träumen,
sind morgen jene, die sich selbst versäumen
wie diese unbewohnte, welke Hülle?
« Letzte Änderung: M?RZ 24, 2013, 13:05:19 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Schicksalsfragen
« Antwort #1 am: M?RZ 24, 2013, 10:42:30 »
Lieber Erich Kykal -

fast ist es "unanständig", ein solches Schicksal in so schöne Worte zu kleiden.

Später mehr.

Lieben Sonntagsgruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Schicksalsfragen
« Antwort #2 am: M?RZ 24, 2013, 13:14:19 »
Hi, Cypi!

Du weißt doch, wie unanständig ich bin!!! ;D ;D ;D

Nein, ernsthaft! Seit diese Gescheiterten immer mehr werden und meine Wege säumen, mache ich mir wieder Gedanken darüber. Nicht alle betreiben das professionell oder in Bandenmanier, nur um in künstlich abgetragenem Gewand Gutgläubige abzuzocken. Sogar Kinder werden schon für derlei dressiert!
Es gibt auch jene, die wirklich entgleist sind und nie mehr Fuß fassen konnten - und oft genug ist es nicht mal ihre Schuld! Wie oft muss man an der Arroganz der Arrivierten abprallen, bis man endgültig den Mut verliert? Ich weiche ihren Blicken NICHT aus, denn daran erkannt man sie, die "echten" Bettler: Wenn sie zuerst wegschauen, sind sie tatsächlich Verlorene, Entmutigte, die sich noch dafür schämen. Trotzen sie aber heischend deinem Blick und verstärken augenblicklich ihre Gesten, um dich zum Spenden zu animieren - dann gib besser nichts. Kein perfektes Rezept, ich weiß - der Menschen Reaktionen sind so vielfältig und unterschiedlich - aber ein besseres habe ich auch nicht anzubieten.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Schicksalsfragen
« Antwort #3 am: M?RZ 26, 2013, 19:19:21 »
Hallo Erich,

ebenso wie Gedichte von Rainer Maria Rilke es vermögen dich zu Tränen zu rühren,
ergeht es mir mit deinen Gedichten.

Ich bin zutiefst berührt.

Bewundernde Grüße
von
Daisy

Erich Kykal

Re:Schicksalsfragen
« Antwort #4 am: M?RZ 26, 2013, 21:16:24 »
Hi, Daisy!

Ich folgte hier nur meinem Gedankengang - auf die Tränendrüse wollte ich eigentlich gar nicht drücken! ::)

Ich nehme es mal, wie es wahrscheinlich gedacht war - als Kompliment. :) Vielen Dank!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.