Wir

[Erich Kykal]

Im Ungesagten sind wir Schuldenträger,
und Diebe in der Lüge nacktem Ton:
Wir stehlen alle Zeit - und uns davon
vor einem Urteil und dem Zorn der Kläger.

Im Tatenlosen sind wir Attentäter,
verhandeln ewig unsern Judaslohn.
Wir sind der niemals heimgekehrte Sohn
im Tränenblick der tugendhaften Väter.

Analphabeten schreiben Weltgeschichte,
begeistert wird die Feder eingetunkt.
Der Taumel folgt dem inneren Gewichte,

und was im letzten Tanze blüht und prunkt,
mag Ziel sein - oder macht es uns zunichte.
Wir sind der Absatz mit dem letzten Punkt.

[cyparis]

Gran - di - os!

Du hast mit diesem unübertrefflichen Sonett genau in meine schwarze Mitte getroffen.
Wie schaffst Du es nur immer wieder, mich mit Deinen Gedichten bis ins Innerste aufzuwühlen?

Sie sind ebenso makellos wie machtvoll.

Verbeugung
von
Cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

Ich muss widersprechen: Leider NICHT perfekt! In den Vierzeilern habe ich 3 Reime, denn -träger/-kläger reimt sich leider nicht mit Attentäter/Väter, auch wenn in allen 4 Begriffen ein "ä" vorkommt.

Dennoch Dank für den Lorbeer - ich muss sagen, dieses Stückchen gefällt mir selbst auch ganz gut...

LG, eKy

[cyparis]

aber immer wird das "ä" als Endvokal betont, ganz gleich, wie das Wort oder vorangehende Wort betont ist.

[Daisy]

Hallo Erich,

also mir ist es wirklich völlig "wurscht", ob deine Sonette nun ganz oder nicht ganz perfekt sind!

Für mich zählt zuerst mal der Inhalt und verstehen will ich ihn natürlich auch.
Hier finde ich alles, was für mich ein ganz großartiges Gedicht ausmacht und kann nur begeistert applaudieren!

Chapeau, Meister der Sprache!

LG Daisy

[Erich Kykal]

G'schamster Diener, gnä' Frau!

LG, eKy