Autor Thema: Bis ans Ende meiner Lieder  (Gelesen 1096 mal)

Erich Kykal

Bis ans Ende meiner Lieder
« am: Januar 12, 2013, 10:39:51 »
(gewidmet dem jungen Heinrich Heine)

Schüchtern bat sie mich zu bleiben,
wollte mit den weichen Haaren
meinen forschen Jugendjahren
Demut in die Seele schreiben,

als sie mir den ersten Flaum
auf dem Bauche zärtlich küsste,
so als ob sie sterben müsste,
wenn ich sie aus diesem Traum

jäh erweckte. Doch mein Leben
trieb die junge Lust von hinnen -
Neues wollte sie beginnen,
immer neu der Welt sich geben.

Schüchtern bat sie mich um Liebe,
so als wüsste sie nicht weiter,
wenn der ungestüme Streiter
nicht in ihrem Leben bliebe.

Aber was ist solche Bitte
einem Geist, der unempfunden
noch sich umtut, ungefunden
von des Lebens goldner Mitte?

Und so floh ich, oberflächlich
mein Gewissen zu betäuben,
das ein wenig sich zu sträuben
schien im Sinne mir tatsächlich.

Doch ich sah sie nimmer wieder,
meine Zweifel zu zerstreuen,
und so muss ich es bereuen
bis ans Ende meiner Lieder.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Bis ans Ende meiner Lieder
« Antwort #1 am: Januar 12, 2013, 11:23:05 »

Zu dumm, lieber Erich :(:
Jetzt hab ich das "Buch der Lieder" ausgeliehen.
Spielt keine Rolle:

Dein Gedicht ist wonnig, trotz all der leichten Melancholie, die durchschimmert.
Einen Vers hätte ich (bei gleichem Wortlaut) anders geschrieben, aber das ist nicht von Bedeutung.


Flaumfederleichte Grüße
von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Bis ans Ende meiner Lieder
« Antwort #2 am: Januar 12, 2013, 11:29:54 »
Hi, Cypi!

Buch der Lieder? Warum zu dumm?

Ich lese gerade Heine's lyrisches Werk und war überrascht, wie sehr er in jüngeren Jahren von diesem einen Thema (siehe oben) geradezu besessen war: Kaum ein Gedicht, bei dem es nicht um Anbetung, Verführung, Verlassen oder die Rache einer Geliebten ging! Der hat wohl nix anbrennen lassen, der olle Schwerenöter!!! :lol:
Als Poet war er - nach meiner Ansicht - von eher durchschnittlicher Sprachhabung - ihn machten die späteren sozialkritischen Texte wirklich bekannt - und berüchtigt.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Bis ans Ende meiner Lieder
« Antwort #3 am: Januar 12, 2013, 21:43:44 »
berüchtigt, verhaßt und gefürchtet - sehr suspekt.
Er ging nicht umsonst ins Exil.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte