Autor Thema: Jenseits  (Gelesen 1053 mal)

Erich Kykal

Jenseits
« am: Dezember 22, 2012, 18:54:08 »
Wiewohl wir weiland nicht zu sagen wissen,
wie nach dem Tode endlich uns geschieht,
belasten wir das grübelnde Gemüt
mit mancher Aussicht, die wir hier vermissen:

Von aller Mühsal losgelöst! Gewissen,
das sich mit seiner Welt im Reinen sieht!
Ein blauer Himmel, der sich nie bezieht,
um der Erkenntnis Fahne drein zu hissen,

dass doch ein guter Gott sei, der uns leite,
und uns den Weg ins Paradies bereite,
stünd die Vernunft dabei auch noch so schief!

Ein ganzes Leben liegen wir im Streite
und glauben alle Wahrheit uns zur Seite!
Du liebe Zeit, was sind wir doch naiv!
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Jenseits
« Antwort #1 am: Dezember 22, 2012, 19:34:55 »
Lieber Erich,

nicht nur die Alliterationen sind wieder bestechend,
sondern auch der gelungene Aufbau verführt zu großem Lob!


Meine Grüße sind heute nicht naiv, sondern dankbar!

cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Jenseits
« Antwort #2 am: Dezember 23, 2012, 18:40:53 »
Hi, Cypi!

Ein Gedicht, das nicht ein Gefühl betont, sondern eher die sprachlich geschliffene Überlegung. Angemessen daher dein bemessen emotionales, aber eloquentes Lob!

Als Sonett nicht ganz perfekt, da in den Terzetten ein Reim 4mal und einer nur 2mal vorkommt. Die besondere Betonung der letzten Zeile war mir diesen kleinen "Lapsus" wert.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Jenseits
« Antwort #3 am: Dezember 28, 2012, 08:33:26 »
Ja, lieber Erich -


Du hast meinen Kommentar deutlich verstanden.
Aber entgegen Deiner Meinung finde ich an dem sonett überhaupts nichts zu bemäkeln, zumal auch Du bereit bist, allzu starre Formen zu durchbrechen.

Kühl bis ans Herz hinan:
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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