Schließe dein Gesicht

[Erich Kykal]

Jung bereits hast du gelernt:
Grausam ist die Welt.
Die Empfindenden entfernt
sie allem, was sie hält.

Jahrelang hast du gehofft
auf der Liebe Kuss,
doch man wies dir allzu oft,
dass man scheitern muss.

Jedes Unrecht ging dir nah,
du kennst keine Häme.
Was ich in dir bluten sah,
macht, dass ich mich schäme.

Näh die wunde Seele zu,
schließe dein Gesicht.
Zeige mir allein, dass du
strahlst in hellem Licht!

Leuchte meinem Weg voran
durch die Dunkelheit,
dass auch dieser alte Mann
lernt aus seinem Leid.

[cyparis]

"Leuchte meinem Weg voran..."


Ja, lieber Erich,

Du bist mir ein lyrisch Leuchtender geworden, seit Jahren schon.
Ich lese das Gedicht sehr persönlich, das konnte nicht ausbleiben.

Näh die wunde Seele zu,
schließe dein Gesicht.

trifft mitten ins Schwarze.

Welche Verwandtschaft von Jung zu Alt.
Und doch bleiben so manche Seiten fremd.
Weil ich - meinem Alter gemäß - nicht zu kriegerischen Sternen greife.

Bewundernd - was sonst?


cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

Das "meinem Weg voran" ist sehr gut - wird promt und dankbar übernommen!

Auch hier stand mir übrigens ein Mädchen mit verletzlicher Seele vor Augen (Produkt meiner Sehnsucht), dem ich alter Knacker mich nahe genug fühle, um sie in Gestalt dieser Verse direkt anzusprechen.

Seltsam, dass bei allen Liebesgedichten der letzten Zeit scheinbar automatisch angenommen zu werden scheint, sie drehten sich ausschließlich um mich und mein Seeleninterieur - ich hoffe, es liegt nicht daran, weil ich ansonsten womöglich so selbstverliebt wirke...  

Sich fragend am Kopf kratzende Grüße, eKy

[cyparis]

Mein Lieber -


ich habe Dich niemals als selbstverliebt gesehen, vermutet oder betrachtet,
im Gegenteil!

Solltest Du verliebt sein - im intellektuellen Sinn - dann in Rodins Freund oder in Darth Vader...